Wilfried Schmickler in der Werner-Jaeger-Halle

Wilfried Schmickler beeindruckt in der Werner-Jaeger-Halle als sarkastischer Satiriker mit hintersinnigem Humor.

Nettetal. Endlich hat mal jemand ein Herz für Raucher und Lehrer! Der Kabarettist Wilfried Schmickler war’s, der in der ausverkauften Werner-Jaeger-Halle eine Lanze für diese unterdrückten Minderheiten brach. Doch er wäre nicht der sarkastische Satiriker, würde er nicht auf diese Weise lediglich entlarven, woran’s krankt in Politik und Gesellschaft. Was ihm grandios gelang.

Erst haute er drauf, auf die armen Lehrer. Von wegen viel Ferien, dann Burnout, schließlich Vorruhestand. Um dann die Gründe zu nennen: Verzogene Blagen, bekloppte Eltern. Vor allem aber seien Lehrer Opfer der miesen Bildungspolitik „Im Kultusministerium ist das Hauptfach Kuddelmuddel und die erste Fremdsprache Kauderwelsch.“

Hämisch zog er her über die Politiker. Über die Finanzgurus. Doch Schmickler belässt es nicht bei der Schelte, er hinterfragt die Ursachen. Missgunst in allen Schichten führe zu Korruption, Skandalen, Rechtsradikalismus: „So kommt zu Gier und Neid der Hass.“ Kabarett mit Tiefgang — große Kunst.

Ebenso scharfsinnig entlarvte er die Heuchler, die meinen, die Kultur des christlichen Abendlandes gegen den Islam verteidigen zu müssen: „Wie will man etwas verteidigen, von dem man keine Ahnung hat?“ Ein „Fußgängerzoni“ antworte doch auf die Frage nach Karwoche oder Pilatus: „Wir kaufen bei Woolworth.“ Schlimmer noch: „Wenn jemand von den Toten auferstanden ist, dann Borussia Mönchengladbach.“ Sein Tipp ans begeisterte Publikum: „Gucken Sie einfach mal wieder rein in die Bibel!“

Schmickler dichtete und wortakrobatete wahnwitzig, sang leidlich, beim Tänzeln allerdings hat man ihn schon lockerer gesehen. Mokierte sich über gefährliche Lebensmittel voller „Herbizide, Pestizide, Fungizide“, während Politiker sich in aberwitzigen Anti-Raucher-Gesetzen verzettelten und die Raucher verteufelten.

Zynisch grinsend blies er dabei Qualm auf die Bühne. Schließlich meinte Schmickler mahnend: „Jeder nimmt sich die Werte, die er gerade braucht.“ Wie wahr.

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