Neuer Mann bei Aidsberatung

Robert Lierz aus Mönchengladbach arbeitet jetzt beim Kreis-Gesundheitsamt.

Kreis Viersen. Schon vor seinem ersten Arbeitstag beim Kreis Viersen haben sich die Anfragen für Robert Lierz auf seinem Schreibtisch gestapelt. Der 40-jährige Sozialpädagoge arbeitet ab sofort in der Aidsberatung beim Gesundheitsamt des Kreises Viersen.

Ein Jahr lang war die Stelle aufgrund von Elternzeit nicht besetzt. Lierz’ Schwerpunkt: die Präventionsarbeit mit Jugendlichen. „Jetzt haben wir wieder einen Mann im Team“, sagt Beate Guse, schon seit 20 Jahren dabei. Das sei hilfreich, wenn sich Jungen über die für sie oft heiklen Themen unterhalten möchten.

Denn Robert Lierz wird künftig in Jugendzentren und Schulen mit den Sechs- bis Zehntklässlern über Sexualität, Verhütung und Aids sprechen. Für den dreifachen Vater aus Mönchengladbach keine neue Aufgabe. Bislang arbeitete er für die Krefelder Beratungsstelle „donum vitae“ in einem ähnlichen Gebiet. „Wichtig ist, den Jugendlichen die Scheu vor diesem tabuisierten Thema zu nehmen“, sagt er. Die Lehrer müssen aus dem Klassenzimmer, wenn Robert Lierz für vier Stunden die Klasse übernimmt. „So ist es für die Schüler leichter, offen zu sprechen“, hat der Sozialpädagoge festgestellt.

Die Jugendlichen dürfen alles ansprechen, was sie zum Thema Sexualität, Aids und Verhütung wissen wollen. Und sie müssen sich auch nicht an die Fachvokabeln halten, sondern können in ihrer Jugendsprache sprechen. „Das ist uns wichtig“, sagt Beate Guse. Nicht nur, um die Situation zu entspannen. Die Aidsberater erfahren auf diese Weise, bei welchem Wissensstand sie die Schüler abholen.

Und der ist laut den Experten nicht immer gut. Durch Internet und Medien erhielten die Jugendlichen heutzutage zwar mehr Informationen rund um die Sexualität. „Aber sie haben keine Chance, die Info zu filtern und nachzufragen“, sagt Lierz. Einige kommen mit Pornografie in Kontakt, bevor sie selbst Beziehungen eingehen. „Da müssen wir bei unserer Beratung so manches falsche Weltbild zurechtrücken“, so Lierz. Besonders intime Fragen können die Schüler anonym stellen: Im Einzelgespräch, niedergeschrieben oder im Anschluss an das Gespräch per Email.

Ähnlich schlecht aufgeklärt sind die Jugendlichen beim Thema Aids und HIV. „Die meisten wissen: ‚Da gibt es etwas, das Aids heißt‘“, sagt Beate Guse. „Aber wie sich HIV überträgt, wie ich mich schütze, Behandlungsmöglichkeiten oder die Auswirkungen der Erkrankung auf das Leben können nur wenige richtig einschätzen.“ Noch immer sei das Thema Aids von Angst und Unkenntnis geprägt.

Mit bis zu zwei positiven HIV-Tests im Jahr hat es die Aids-Beratung im Kreis durchschnittlich zu tun — jedes Mal ein Schock für die Betroffenen. „Wir versuchen, diesen abzufedern“, sagt Guse. Eine besondere Herausforderung für sie und Robert Lierz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort