Achtung: Das Eis ist dünn

Zugefrorene Seen locken Wanderer und Eisläufer. Doch Vorsicht: Im vergangenen Jahr starb ein Mann in den Krickenbecker Seen.

Niederrhein. Der Winter hat den Niederrhein weiter fest im Griff. Der Weg zur Arbeit dauert länger, die Streufahrzeuge sind im Dauereinsatz. So manches Auto springt nicht an, und das Schneeschippen vor der Haustür wird allmählich lästig.

Doch wer die Zeit hat, nutzt die Gelegenheit zu einem Winterspaziergang durch den verschneiten Niederrhein. Dabei warnt die Feuerwehr aber eindringlich davor, Eisflächen auf Seen zu betreten. Auch eine offensichtlich dicke Eisdecke könne beispielsweise durch verdeckte Strömungen an vielen Stellen sehr dünn sein und nicht tragen. Insbesondere Kinder, so die Feuerwehr, sollten auf die Gefahren auf dem Eis hingewiesen werden.

Erst im vergangenen Winter war ein 43 Jahre alter Niederländer beim Eislaufen auf den Krickenbecker Seen ums Leben gekommen. Anfang Februar war der Mann mit seinen Schlittschuhen ins Eis eingebrochen. Erst Tage später hatten niederländische Spezialkräfte mit einem Tauchroboter die Leiche im See entdeckt und geborgen.

Die Feuerwehren üben regelmäßig solche Einsätze. Gerade erst hat die Feuerwehr Wassenberg eine „Eisrettung“ trainiert. In ihrem Bereich im Grenzland liegen zahlreiche Seen, die derzeit zufrieren. Ein Feuerwehrmann, geschützt durch Neoprenanzug und mit einer Leine gesichert, ließ sich bewusst ins Eis in einem Schwimmbad einbrechen und simulierte das Opfer für die Übung.

„Bei der Rettung muss jeder Handgriff sitzen“, sagt Frank Vondahlen von der Wassenberger Feuerwehr. Retter und Geräte müssen mit Schwimmwesten und Leinen gesichert werden. Mit Steckleitern und Schleifkorbtrage ging es dann über das dünne Eis zur Rettung des eingebrochenen Mannes. Die Aktion gelang.

Den Feuerwehrleuten wurde aber klar, dass bei solchen Einsätzen tatsächlich Sekunden über Leben und Tod des Verunglückten entscheiden können. „Ein längeres Verweilen im eiskalten Wasser ist ohne geeignete Schutzausrüstung nahezu unmöglich“, sagt Vondahlen.

Feuerwehrtaucher Jörg Hein weiß, was passiert, wenn jemand durchs Eis in das kalte Wasser einbricht: „Bleibt der Kopf über Wasser, so gerät der Mensch in Panik, strampelt mit Armen und Beinen. Maximal hat er dafür drei Minuten Kraft. Die Körpertemperatur sinkt, der Mensch wird bewusstlos.“

Deshalb kann die Warnung „Betreten der Eisfläche verboten“ gar nicht ernst genug genommen werden. „Für Laien ist es schwer zu beurteilen, wann eine Eisfläche wirklich tragfähig ist“, sagt der Biologe Peter Kolshorn von der Biologischen Station Krickenbecker Seen.

Er erläutert, warum ein See gefährlich ist: „Wenn Sie ein mit Wasser gefülltes Behältnis in den Eisschrank legen, kommt die Kälte von allen Seiten und das Wasser wird schnell zu Eis. Bei einem Gewässer kommt die Kälte nur von oben. Deshalb friert es langsamer zu“, erklärt Kolshorn. Fließbewegungen wie in den Krickenbecker Seen verlangsamen die Eiskristallbildung zusätzlich.

Deshalb sind die Städte und Kreise der Region in erhöhter Alarmbereitschaft. „Eine Freigabe der Eisflächen wird es zu keiner Zeit seitens der Stadt Krefeld geben“, sagt Marion Wasin vom Presseamt.

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