Baum gefällt: Frau zieht vier Eichhörnchen mit der Flasche groß

Angelika Küppers ist als Ziehmutter für kleine Waldbewohner bekannt.

Baum gefällt: Frau zieht vier Eichhörnchen mit der Flasche groß
Foto: ahlen

Brüggen. Das Eichhörnchen-Weibchen in Wachtendonk hatte sich den höchsten Baum ausgesucht, den es finden konnte, um — früh in diesem Jahr — irgendwann Anfang/Mitte Februar ihre Jungen zur Welt zu bringen. Dummerweise war der Baum umsturzgefährdet, hätte den nächsten Sturm nicht überstanden und musste Mitte März gefällt werden.

Baum gefällt: Frau zieht vier Eichhörnchen mit der Flasche groß
Foto: Ahlen

Gartenbesitzerin Carola Börner hatte Angst, es könnten Vogelnester zerstört werden. Aber als dann plötzlich vier kleine Eichhörnchen nach dem Sturz aus luftiger Höhe vor ihr lagen, war sie mehr als entsetzt. Im Internet fand sie Eichhörnchen-Expertin Angelika Küppers. Die Brüggenerin, die ihren Lebensunterhalt mit einem Hunde- und Katzensalon verdient, hat mit ihrem Tier-Instinkt schon viele hoffnungslose Fälle aufgezogen, auch Eichhörnchen.

Mit weniger als sechs Wochen, geschlossenen Augen und hilflos nach der Mutter fiepend zogen die vier Brüder zu ihr. Carola Börner übernahm eine Art Patenschaft, denn mit Idealismus allein — und den hat Angelika Küppers unbestritten — ist es nicht getan. Denn so ein Vorhaben kostet auch Geld.

Gefüttert wurde zu Anfang mit Katzenmilch, Fencheltee und -honig. Und zwar nach Bedarf. „So, wie man auch als Menschenmutter stillt“, sagt Angelika Küppers. Von ein paar Tröpfchen jede Stunde, wie es Lehrbücher empfehlen, hält sie nichts. Wenn die Kleinen satt sind, dürfen sie noch an „Mamas“ Brust ein bisschen kuscheln. „Der Herzschlag beruhigt sie“, erklärt die Tier-Expertin.

Mittlerweile wohnen die vier „Musketiere“, benannt nach D’Artagnan, Aramis, Athos und Porthos aus dem Roman von Alexandre Dumas und den darauf basierenden Mantel- und Degen-Filmen, in einer Voliere in der Küche und knabbern Nüsschen und Bananen.

Statt Bäumen benutzen sie ihre Ziehmutter für ihre ersten Kletter- und Sprungversuche. Zwischendurch brauchte Aramis noch ein paar Medikamente, zum Baden steht Chinchilla-Sand bereit, der Nachbau eines echten Eichhörnchen-Nestes kostete auch Geld.

Bald steht der Umzug in eine riesige Voliere im Garten an — die noch angeschafft werden muss. Und dann beginnt der Abschied für die kleinen Hörnchen. Noch kuscheln sie mit Mensch, Hund und Katze. Sie müssen erst lernen, sich wie richtige Wildtiere zu benehmen und Scheu zu zeigen.

Wenn sie ihr Futter irgendwann selbst in Verstecken in der Voliere finden können und der Frühsommer kommt, wenn sie Mama Angelika nicht mehr bei jeder Gelegenheit anspringen, dann wird sie irgendwann die Tür auflassen und ihnen die Freiheit im niederrheinischen Wald schenken.

Denn das war von Anfang an klar: „Wildtiere sind Wildtiere und gehören in die Natur“, sagt Angelika Küppers. Viele ihrer früheren Schützlinge kommen sie allerdings heute noch gelegentlich im Garten besuchen — wo immer Futter für alle Tiere steht.

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