Bei den Wolfers gehören die Schwalben schon zur Familie

Seit Jahrzehnten nisten Rauschschwalben auf dem Hof.

Bei den Wolfers gehören die Schwalben schon zur Familie
Foto: Burghardt

Lobberich. Ein kurzes Päuschen auf dem alten Wohnzimmerschrank, dann folgen der Start und eine flotte Runde durch den Raum und ab geht es zum Nest oben in der Ecke hinterm alten Wasserrohr. Vier aufgerissene Schnäbel recken sich der Schwalbe entgegen. Die Küken fiepen und piepen, bis sie endlich gefüttert werden. „Die Rauchschwalben gehören quasi zur Familie“, sagt Andreas Wolfers.

Auf seinem Milchviehbetrieb in Bocholt sind dutzende Schwalbenpaare zuhause. Anderswo haben es die rasanten Flieger schwerer. Sie finden kaum Nistmöglichkeiten oder werden vertrieben.

„Seit Generationen nisten Schwalben auf unserem Hof, auch in den Ställen und unterm Vordach“, erzählt Wolfers. Wo man modernisiert oder angebaut habe, sei stets auf Einflugmöglichkeiten für die schnellen Flieger geachtet worden. Das gilt auch im Anbau, ehemals Milchkammer mit Durchlässen unterm Dach, heute Vorratslager und Abstellraum mit abschließbarer Tür. Von Frühjahr bis Herbst bleibt die Tür wegen der Schwalben offen.

„Die Rauchschwalbe ist zwar bei uns noch die häufigste Schwalbenart. Aber auf Bauernhöfen sieht man sie immer seltener, mittlerweile öfter auf Reiterhöfen“, erklärt Stefani Pleines von der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Der Grund: Die Vögel mit dem tief gegabelten Schwanz bauen ihre halbkugelförmigen Nester auf Rohren oder Balken in Scheunen und Ställen, sie brauchen also Durchlässe.

„Moderne Betriebe haben offene Luken meist nicht. Da ist alles steril, Nester mit Kot darunter sind unerwünscht“, sagt Pleines. Wolfers sieht darin kein Problem: „Wo nötig, bringen wir Kotbretter unter den Nestern an, dann bleibt alles andere sauber.“

Der Bedarf an Nistplätzen sei bei den Rauchschwalben noch größer bei Mehlschwalben, die an der Außenseite von Gebäuden, meist unterm Dach, nisten, sagt Pleines. Leider komme es vor, dass Hausbesitzer Nester entfernen, was allerdings „nach dem Bundesnaturschutzgesetz verboten ist“. Dabei profitieren, so Pleines, Mensch und Vieh von den Schwalben, die sich in der Luft „kiloweise Insekten, vor allem Mücken und Fliegen“ schnappen.

Schwalben gelten als standorttreu. „Hier haben immer Schwalben gebrütet. Das Paar, das oben in der Ecke sein Nest hat, nennen wir Olaf und Resi“, sagt Gisela Wolfers. Andreas ergänzt: „Olaf und Resi, so hat schon mein Opa jedes Jahr das Schwalbenpaar genannt.“

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