Bilder vom fliegenden Auge

Für gestochen scharfe Fotos aus der Luft hat Joseph Metz einen Flugroboter mit Kamera entwickelt.

Niederrhein. Das orangefarbene Flugobjekt schwebt brummend über dem Mönchengladbacher Wasserturm. Sechs Arme hat es, an deren Ende sich Rotoren drehen, als es sich in die Kurve legt und um den Turm an der Viersener Straße zu kreisen beginnt. Am Bauch des seltsamen Flugobjekts bewegt sich eine Kamera, den Wasserturm von 1909 fest im Fokus der Linse.

Was dort schwebt ist nicht etwa ein Hubschrauber, sondern ein Flugroboter der besonderen Art. Eine ferngesteuerte Drohne mit Rotoren und einer vom Boden aus bedienbaren Kamera. Und dort am Boden steht der Konstrukteur, Joseph Metz (24), mit der Fernsteuerung in der Hand.

Der gelernte Elektroniker hat seine Hobbies, den Modellbau und die Fotografie, zum Beruf gemacht. Mit acht Angestellten entwickelt und montiert seine Mönchengladbacher Firma Height Tech (Höhentechnik) Flugschrauber mit Kameras.

Vom kleinen Quadrocopter mit vier Rotoren und einer kleinen Kamera bis hin zum ausgewachsenen achtrotorigen Octocopter für hochauflösende Videoaufnahmen hat Metz mittlerweile so einige Fluggeräte im Angebot. Die aus Kohlefaser-Verbundstoffen gefertigten Leichtgewichte können für die verschiedensten Aufgaben eingesetzt werden.

„Die meisten Kunden setzen die Geräte für Fotos und Filmaufnahmen ein“, sagt der 24-jährige Metz. Es geht um Aufnahmen für Kataloge oder Imagefilme. Zuletzt stand ein Marketingfilm für ein Viersener Gewerbegebiet an. Aber die Flugroboter können noch mehr. „Es gibt viele außergewöhnliche Einsatzbereiche“, so Metz.

Darunter unter anderem Landvermessung oder Wärmebildaufnahmen für die Suche der Feuerwehr nach Vermissten. „Wir testen gerade auch für die Autobahnpolizei“, sagt Metz. Die könnte mit dem fliegenden Auge beispielsweise Unfallhergänge dokumentieren.

Auch Stromunternehmen sieht Metz als Kunden für seine Flugroboter. Mit den Drohnen könnten sie leiser und günstiger als bisher ihre Überlandleitungen aus der Luft nach Beschädigungen absuchen.

Als er seine Firma vor sechs Jahren gründete, war er vor allem als Diensleister unterwegs und steuerte die Maschinen selbst. Mittlerweile hat er als Geschäftsführer kaum noch Zeit dafür. Dafür können seine Kunden lernen, die Drohnen selbst zu steuern. Wenn gewünscht, bekommen sie im Zeitraum zwischen Bestellung und Auslieferungen einen kleinen Trainingsschrauber.

Dass seine fliegenden Kameras einmal so erfolgreich sein würden — Joseph Metz hätte sich das vor sechs Jahren kaum träumen lassen. Doch die Nachfrage ist da, das Geschäft läuft gut, wie er sagt. „Zurzeit ist es so, dass wir von den Kunden überrannt werden.“

Abnehmer sind ausschließlich Unternehmen. „Privatanfragen hatte ich noch keine“, sagt Metz. Das könnte auch an den Kosten eines Flugroboters liegen. Der Einstiegspreis beträgt rund 8000 Euro. Doch die rentieren sich laut Metz schnell. Zum Vergleich: Für eine Flugstunde mit einem professionellen Luftbildhubschrauber kommen schnell mehr als 1000 Euro zusammen.

Die unbemannten Flugobjekte sollen nach Plänen ihres Konstrukteurs nur friedlichen Zwecken dienen. Ambitionen für einen Einstieg in den militärischen Markt verfolgt das Unternehmen derzeit nicht. Metz: „Wir verkaufen grundsätzlich auf dem zivilen Markt.“

Und für diesen Markt hat er noch viele Ideen. Größer, ausdauernder und stärker sollen seine Flugroboter werden. Und widerstandsfähiger, damit sie etwa von Forschungsschiffen in der Arktis eingesetzt werden können. „Wir wollen die Flugroboter für Extremsituationen und längere Flugzeiten ausbauen“, sagt Joseph Metz. Eine noch stärkere Variante seines Octocopters ist bereits in der Entwicklung. Acht Kilogramm Nutzlast soll sie tragen können.

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