Blindgänger: Sprengen oder entschärfen?

Ohne Probleme ist in Dortmund eine Bombe entschärft worden. Warum gelang dort, was in Viersen nicht möglich war?

Viersen/Dortmund. „Es handelt sich um einen Säurezünder, dieser kann nicht entschärft werden, deshalb wird es eine kontrollierte Sprengung geben.“ Das war eine der ersten Meldungen am Montag, 17. September, die aus der Viersener Innenstadt nach dem Fund eines Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg nach außen drang.

Am Mittwochabend haben aber Feuerwerker des Kampfmittelräumdiensts Arnsberg in der Dortmunder Innenstadt den Zünder einer noch größeren Bombe erfolgreich entschärft. Wieder war die Rede von einem Säurezünder. Wo ist nun der Unterschied?

„Zunächst einmal: Säurezünder ist der falscheste Begriff, den man verwenden kann“, setzt Volker Klagges, Sprecher bei der Bezirksregierung Düsseldorf, zu einer Erklärung an. „Die richtige Bezeichnung wäre Langzeitzünder.“ In einem Langzeitzünder sei keine Säure, sondern das Lösungsmittel Aceton (siehe Kasten). Ob der Zünder auch nach mehr als 65 Jahren noch funktionsfähig sei, sei von außen nicht sichtbar.

In Viersen sei man sicher gewesen, dass die Bombe bewegt worden sei, der Zünder also, falls er noch intakt wäre, in Gang gesetzt worden sein könnte. Er war mit einer Vorrichtung versehen, die ein Herausdrehen des Zünders unmöglich machte. Hätte es jemand versucht, wäre die Bombe sofort explodiert.

Mit dieser Vorrichtung sind viele Bomben mit Langzeitzündern kombiniert. Am vergangenen Dienstag in Duisburg, als ebenfalls ein Blindgänger gesprengt werden musste, lag der Fall etwas anders. „Hier war das Erdreich um die Bombe herum wie Beton“, berichtet Klagges.

Es habe zwar, genau wie in Viersen, sofort festgestanden, dass es sich um eine Bombe mit Langzeitzünder handele, man habe aber den Zünder nicht freilegen können, um festzustellen, ob eine Entschärfung denkbar sei.

Wie es sich in Dortmund verhielt, ob hier vielleicht die Vorrichtung, die das Herausdrehen verhindert, nicht angebracht war, kann Klagges nicht sagen. Die Zuständigkeit dafür liegt bei der Bezirksregierung Arnsberg. Dort gibt man sich zugeknöpft. Was dazu geführt hat, dass man die Bombe in Dortmund entschärfen konnte, sagt Klagges nicht. Klar ist nur, dass es mit Hilfe eines Miniroboters gelang.

Jede Bombe, so der Sprecher, sei eine „Einzelfallentscheidung“. Man könne nicht pauschal sagen, dass bei einem bestimmten Bombentyp eine Entschärfung möglich sei, bei einem anderen nicht.

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