De Wittsee: Stille auf den Uferbänken

Mit Freizeitspaß und Naturromantik lockt der De Wittsee Radler und Ausflügler.

Niederrhein. Ein Ungeheuer im De Wittsee? Unheimlich jedenfalls: Da verebben am frühen Abend mitten im See plötzlich die Wellen, ein Strudel bildet sich, aus dem ein klobiger, dunkler Kopf auftaucht, und beim Wegschwimmen zieht das seltsame Wesen kreisende Wellen hinter sich her. Merkwürdig!

Doch die meisten Wanderer und Radler bekommen nichts davon mit. Sie genießen den De Wittsee als wunderschöne Idylle und Wassersportparadies.

Merkwürdiges und Möwen, Kanuten und Kormorane, Segler und Sonnenuntergänge — diese geballte Mischung von Freizeitspaß und Naturromantik macht den Reiz des Sees aus, der eigentlich aus zwei Seen besteht.

Denn die ehemalige Bahntrasse von Kaldenkirchen nach Kempen unterteilt das Wasser in den großen De Wittsee im Norden und den kleinen De Wittsee im Süden, verbunden durch die Nette. Sie durchfließt den geteilten See durch eine Brücke unterm Damm.

Über ihr, wo bis 1980 Züge ratterten, tummeln sich heute Radler, Skater, Jogger und Spaziergänger. Ins Gehege kommen sie sich nicht: Die einen sind sportlich auf dem neuen, sogenannten Alleenradweg zwischen Kaldenkirchen und Kempen unterwegs, die anderen suchen Ruhe und Stille auf den Uferbänken am kleinen See abseits des Weges, und so manche machen sich hier vom Wasserblick aus auf den schönen Rundwanderweg um den großen See.

Bei solch einer Wanderung, die lohnende Ziele wie den Naturschutzhof mit Landcafé und den Landschaftshof Baerlo streift, zeigt sich der See auch von seiner lebhaften Seite. Bei geeignetem Wetter blinken weiße Segel im Sonnenlicht auf dem Wasser, am Naturstrand springen Schwimmer in die Fluten, von der vollen Terrasse des Ausflugslokals duftet Kaffee bis zum Campingplatz.

Auf dem See trainieren auch Polo-Kanuten — wenn nicht die zeitweise Verkrautung des Sees sie daran hindert. Weshalb Mäh-Aktionen und ein Bodenvlies auf dem Seegrund die Wasserpest eindämmen sollen.

Von solchen Eingriffen bleibt der kleine De Wittsee verschont: Die Naturschutz-Oase beherbergt seltene Vögel, auch häufigere Arten wie Kormorane scheinen hier Ruhe und Schutz zu suchen. Zugänglich ist lediglich der Uferabschnitt am Alleen-Radweg.

Jetzt, in den Abendstunden, lassen sich dort faszinierende Schauspiele beobachten: Schilfradspinnen paaren sich im Ufergras, Brückenkreuzspinnen sogar an den Lehnen der Bänke. Von solch einer Bank aus ist manchmal auch dieses seltsame Wesen im Wasser zu entdecken.

Ein Blick durchs Fernglas offenbart: Eine Nutria schwimmt Richtung Ufer. Zwar ist das auch Biberratte genannte Nagetier hier unerwünscht, weil es sich übers junge Schilf hermacht. Aber seine Anwesenheit beweist: Es gibt hier kein Ungeheuer. Der De Wittsee ist schließlich nicht Loch Ness.

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