Der Biber kehrt an den Niederrhein zurück

Natur: Spuren des Nagers sind an der Nette entdeckt worden. Er dürfte aus den Niederlanden eingewandert sein.

Nettetal. „Vorsicht, Baum fällt“: Was sonst bei Naturschützern meist für einen Aufschrei der Empörung sorgt, hat diesmal Begeisterung ausgelöst. Denn der Baum des Anstoßes in einem Nettetaler Feuchtgebiet wurde nicht angesägt, sondern angebissen. Und die Größe der abgenagten Späne und die Höhe der Bissstelle sprachen eine eindeutige Sprache: Hier war ein Biber am Werk. „Der Biber ist im Tal der Nette angekommen“, freut sich Stefani Pleines von der Biologischen Station Krickenbecker Seen.

Gesehen wurde das Tier von den Biologen selbst noch nicht, Aber die Art und Weise, wie die Pappel angenagt wurde, sei eindeutig, sagt Pleines. Nach Schwalm und Niers sei die Nette nun das dritte Fließgewässer der Region, das wieder von der seltenen Säugerart bewohnt werde. Dies sei ein großer Erfolg der Naturschutzbemühungen der vergangenen Jahrzehnte, sagt Biologin Pleines.

Der Biber war durch Gewässerverschmutzung, Bachverbauungen und Verfolgung fast ausgerottet. Naturschützer legten wieder geeignete Lebensräume an, versuchten, den Biber wieder einzubürgern. Dies gelang zunächst in den Niederlanden. Und von dort aus suchen sich die Biber mehr und mehr Reviere auf deutscher Seite.

So dürfte auch der neu gefundene Biber in der Nette von der Maas und ihren Seitenbächen her eingewandert sein, vermutet Philipp Peters vom Naturschutzbund Krefeld-Viersen. Dort hätten sich die Bestände gut entwickelt. Viele Biberfamilien bekommen jährlich Junge, die nach einer Aufzuchtzeit von zwei bis drei Jahren aus dem Revier vertrieben werden und sich ein eigenes Revier suchen. Dabei können sie über 100 Kilometer weit wandern, sagt Peters.

In der bruchwaldreichen Netteniederung im Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen findet der Biber einen optimalen Lebensraum vor, sagt Pleines. Er teile ihn nur ungern mit der südamerikanischen Nutria, und auch für den kleineren nordamerikanischen Bisam werde es jetzt ungemütlich. Die deutlich kleineren Verwandten müssten sich jetzt nach neuen Lebensräumen umsehen.

Die Rückkehr des Bibers freut den Naturschutzbund besonders, weil der Nager seinen Lebensraum selbst gestalten kann. Dabei schaffe er auch für andere Tier- und Pflanzenarten bessere Lebensbedingungen, sagt Peters. Er sorge für mehr Licht, staue Wasser auf und schaffe Biotopstrukturen. So könnte er an den Krickenbecker Seen Weiden abknabbern, die sonst die Schilfröhrichte zuwachsen würden.

Biologen haben laut Peters ermittelt, dass sich in der Umgebung eines Biberbaus Amphibien, Libellen, Heuschrecken und weitere Tiere neu ansiedeln. „Der Biber ist eine Bereicherung für die Umgebung der Nette“ sagt Peters.

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