Der Traum von Klein-Spanien

Ende der 60er Jahre entstand im Grenzland das erste Feriendorf in NRW. Es ist heute ein Ortsteil von Niederkrüchten.

Niederkrüchten. In Venekoten ist alles anders. Das frühere Feriendorf liegt mitten im Wald. Von vier Straßen führen 42 Stichwege zu 320 Häusern.

Außerdem stehen die Hochhäuser „Alpha“ und „Omega“ mit je 36 Eigentumswohnungen an dem See, der durch Ausbaggern von Kies und Sand entstanden ist. In den 60er Jahren war Venekoten das erste Feriendorf in NRW und das größte seiner Art in der Bundesrepublik.

Heute sind 90 Prozent der Häuser ständig bewohnt, aus dem Feriendorf ist ein Ortsteil von Niederkrüchten geworden. Mitte der 90er Jahre hatte die Düsseldorfer Bezirksregierung die Zustimmung gegeben, dass sich die Waldsiedlung zum Ortsteil der Gemeinde wandeln durfte. Zuvor hatte die Behörde jahrelang das Dauerwohnrecht in Frage gestellt.

Rolf Peltzer ist so etwas wie der „Vater“ von Venekoten. Der Immobilien-Kaufmann hatte Ferienanlagen in Spanien kennengelernt und wollte am Niederrhein großstadtnahes Wochenendwohnen anbieten. Seine Zielgruppe waren Familien in Krefeld, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet.

Peltzer und zwei Partner kauften von der Gemeinde 460 000 Quadratmeter Wald- und Heidefläche. Insgesamt wurden die Kosten für das Feriendorf mit über 20 Millionen Mark veranschlagt. Ursprünglich hatte es in Wegberg entstehen sollen. Doch dort hatte es Probleme mit einer Panzer-Werkstatt gegeben.

So kam Venekoten ins Spiel. Allerdings entpuppte sich das Gelände als schwer zugängliche, sumpfige Auenlandschaft. Dort war früher die Schwalm verlaufen. Schon in 50 Zentimetern Tiefe stand das Grundwasser, der Boden war nicht tragfähig. So wurden die Grundstücke vom Sumpf befreit, armierte Bodenplatten auf eine Kiesschicht gesetzt.

Den Anfang bildeten vier Musterhäuser. Nach Anzeigen in Tageszeitungen strömten die Menschen zu dem geplanten Feriendorf. „In den 60er Jahren träumten viele Menschen von einem eigenen Ferienhaus“, erinnert sich Peltzer. Der 85-Jährige wohnt heute immer noch in Venekoten.

Es gab einen großen Boom. Schon bald hatte die Ferienheim GmbH mehr als 100 Käufer, aber nur 50 fertiggestellte Häuser. Gebaut wurde von 1967 bis 1972. Die meisten Häuser haben nur eine Ebene; auf Keller und Speicher wurde verzichtet.

Viele große Pläne wurden nie verwirklicht. So existieren Bootshafen, Geschäfte, Hallenbad und weitere Sportanlagen nur auf dem Papier. Entstanden sind aber eine Reithalle, ein Hotel, ein Tennisclub und ein Restaurant. Zum Einkaufen müssen die Bewohner nach Elmpt oder Brüggen fahren.

Rund um den See hängen Schilder: „Baden verboten.“ Anderenfalls so heißt es, müsste die Gemeinde einen Bademeister einsetzen und Umkleidekabinen aufstellen. Geschwommen wird trotzdem. An warmen Tagen wimmelt es von Menschen.

Das stört die Fische kaum. Karpfen, Hechte und Rotaugen gibt es im See. Seit 40 Jahren besteht der Angelsportverein Venekotensee. Eine Interessengemeinschaft vertritt die Anliegen der Bewohner. Sie unterhält beispielsweise die Versorgungshäuser mit den Strom- und Wasserzählern der Wohnhäuser. Und bald soll gefeiert werden: 2017 wird der Verein 50 Jahre alt.

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