Ein Feuerwehrwagen als Wohnmobil

Christoph Grau hat sich einen Traum erfüllt und einen alten Feuerwehrwagen zu einem Wohnmobil umgebaut.

Viersen. „Wenn man ungestört bleiben will, darf man so einen Urlaub nicht machen.“ Christoph Grau (40) lacht lauthals. Er, seine Frau Ilke und die beiden Kinder Nele und Till sind aus der Normandie zurück. Die Familie aus Viersen ist mit einem knallroten Feuerwehrwagen an der nordfranzösischen Küste entlang gefahren.

Ein Souvenir der Reise ist ein Artikel einer Lokalzeitung: Das „funny campingcar“ lieferte die Schlagzeile eines Tages und war ein Dauer-Hingucker auf jedem Stellplatz. Grau schmunzelt: „Wir dürften mit der Feuerwehr auf vielen Urlaubsbildern sein.“

Die alte blaue Badekappe, die Christoph Grau über das ausgediente Blaulicht auf dem Dach des LF 8 gezogen hat, symbolisiert bestens die ungewöhnliche Urlaubsfahrt in einem einzigartigen Reisemobil. Der Feuerwehrgerätewagen, Baujahr 1967, fuhr jahrelang Einsätze für die Löschgruppe Happing in Bayern.

Mit Tatütata, Tempo und Tamtam ist es aber schon lange vorbei. 2008 kaufte Grau das ausrangierte Auto — mit dem Ziel, es einmal als Wohnmobil zu nutzen. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat er sich seinen Traum erfüllt und es in Eigenleistung umgebaut.

Außen dürften die Happinger Feuerwehrleute ihr Vehikel unverändert vorfinden. Beim Blick durch die Scheiben, hinter den rot-weiß-karierten Vorhängen, würden sie Augen machen: Wo sie früher in voller Montur saßen und ihre Geräte verstaut hatten, befinden sich nun eine Sitzecke mit Tisch, eingebaute Etagenbetten, eine Küche mit ausklappbarer Spüle und sogar eine Toilette und Duschvorrichtung — für die Morgentoilette an offener Fahrzeugtür.

Das Frischwasser wird aus einem Plastikbehälter gezapft, das Abwasser in Kanistern aufgefangen. Alles Marke Eigenbau, einfach, praktisch, ohne Schnickschnack. „Wir haben nichts vermisst“, sagt Grau mit sichtlichem Vergnügen an der gelungenen Premierenfahrt.

Die Reisegeschwindigkeit von maximal 80 Stundenkilometern hat die Urlaubsfahrt entschleunigt. „Wir haben an den meisten Tagen nur rund 60 Kilometer zurückgelegt.“ Vorausschauendes Fahren war Pflicht: „Ich musste immer überlegen: Passe ich in die nächste Gasse?“ Steigungen hat Grau vermieden, um andere Wagen durch zu langsames Tempo nicht zu behindern, „aber in dem ein oder anderen Kreisverkehr in Frankreich wurde uns gleich Platz gemacht“. Feuerwehr hat Vorfahrt . . .

Nach der Reise ist vor der Reise. Für die nächste Einsatzfahrt hat Grau schon neue Pläne: Den Küchenbau will er optimieren und das Führerhaus dämmen. „Die Geräuschkulisse in dem alten Auto ist nämlich enorm.“ Die Kinder hatten deshalb während der Fahrt Kopfhörer auf und die Gespräche der Eltern blieben auf ein Minimum beschränkt. Aber sie genossen ja auch ihre Aussicht aufs Meer aus dem „funny campingcar“.

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