Flüchtlinge sind ab jetzt mobil

Die Grünen haben die Aktion „Fahrräder für Flüchtlinge“ ins Leben gerufen. Realschüler aus Kaldenkirchen setzen die Drahtesel instand.

Nettetal. Schraubenschlüssel links und Zange rechts, hier drehen, da klopfen, dann pumpen: „Fertig!“ ruft Silvio Paesch. Der Schüler aus der Klasse 10d an der Realschule in Kaldenkirchen repariert mit Mitschülern in seiner Freizeit unentgeltlich Fahrräder. „Viele Asylanten können Räder gut gebrauchen“, erklärt Kai Schimura, der ebenfalls mitschraubt. Über 20 Drahtesel haben die Schüler bereits durchgecheckt. „Ich bin begeistert, wie viele da mitmachen“, freut sich Martina Derpmanns von der Aktion „Fahrräder für Flüchtlinge“.

Flüchtlinge müssen im Stadtgebiet von Nettetal mitunter weite Wege zurücklegen. „Das gilt zum Beispiel für den Weg vom Wohnheim zu den Sprachkursen oder zu Behörden“, berichtet Derpmanns. Die Ortsverbandsvorsitzende der Grünen ließ sich deshalb gern anstecken von der Idee ihrer Parteifreunde in Brüggen, die dort bereits die Aktion „Fahrräder für Flüchtlinge“ gestartet hatten. Überrascht allerdings sind die Nettetaler Grünen über die große Resonanz: „Die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung ist so groß, da kann man nur Danke sagen“, sagt Derpmanns froh. Bei der Kaldenkirchenerin steht oft das Telefon nicht still, weil immer wieder Bürger Flüchtlingen Fahrräder schenken möchten.

Dazu kommen Räder, die direkt bei Mitgliedern des Fördervereins Flüchtlingshilfe Nettetal abgegeben werden. „Es ist so wichtig, dass die Menschen mobil sind, in Nettetal sind es ja oft weite Wege“, unterstreicht Doris Niederbröcker vom Förderverein. Die Dankbarkeit eines Flüchtlings, der ein Fahrrad bekomme, gehe zu Herzen.

Grüne hier, Förderverein da, dazu noch private Aktionen einzelner Bürger: „Das Gute daran ist, dass wir miteinander kooperieren“, beugt Derpmanns der möglichen Kritik vor, einzelne Initiativen könnten sich verzetteln. „Wir stimmen uns zum Beispiel ab mit Frau Nimet Said vom Flüchtlingsrat und Förderverein Flüchtlingshilfe“, schildert sie das Verfahren. So sei gewährleistet, dass Räder bei den Menschen ankommen, die sie wirklich brauchen. Das bestätigt Ralf Schröder vom Förderverein: „Wir freuen uns über jede Aktion, die Flüchtlingen zugutekommt.“

Mit dem Sammeln und Verteilen der Räder ist es nicht getan: „Sie müssen verkehrssicher sein“, erklärt Derpmanns. Genau darum kümmern sich die Realschüler unter Regie von Hausmeister Jürgen Prohl. „Unsere jungen Leute sind aufgeschlossen und sozial sehr engagiert“, lobt Schulleiter Joachim Sczyrba das Engagement. Technisch versiert sind die Jugendlichen auch: „Naja, aber da reicht schon ein bisschen Geschickt und gesunder Menschenverstand“, meint Schüler Leon Hanl bescheiden.

Hausmeister Prohl lagert die Räder bis zur Verteilung in der Schule ein. Gerade hat er ein graues Damenrad Probe gefahren: „Das Rad können wir weitergeben.“

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