Heilfasten: Auszeit für Körper und Seele

Zur Adventszeit schöpfen Frauen neue Kraft durch Heilfasten bei Therapeutin Christine Albert in Nettetal.

Niederrhein. Das Essen zum Abschluss wirkt überschaubar: „Ein leckerer Apfel aus biologischem Anbau ist die erste richtige Mahlzeit seit zehn Tagen“, macht Christine Albert Appetit. Vorher gab’s nur Wasser und Tee und ein Mal am Tag eine Brühe. Sonst nichts. Was auch der Sinn des Ganzen ist — Heilfasten nämlich.

Die Psychotherapeutische Heilpraktikerin bietet in ihrer Praxis in Nettetal-Lobberich den Kurs „Fasten im Herbst“ an. Fasten — da sollen wohl ordentlich die Pfunde purzeln! „Nein, Fasten hat nichts mit Diät zu tun“, klärt Christine Albert auf. „Beim Fasten tue ich was Gutes für mich, um Körper und Seele frei zu machen.“

Hört sich esoterisch an, ist es aber nicht. Schließlich wird Fasten in allen großen Glaubensgemeinschaften von jeher praktiziert. Die meisten jedoch nutzen Fastenkuren heute einfach als Auszeit für Körper und Seele.

Beim Fastenkurs in Nettetal sind diesmal nur Frauen dabei; sie sind laut Christine Albert eh meist in der Überzahl. Zwar ist der bewusste Verzicht auf feste Nahrung unter fachlicher Anleitung Privatsache, ja eine intime Angelegenheit, doch drei Frauen sprechen offen über ihre Erfahrungen: Dana, Nina und Ute. Sie sind zwischen Ende 20 und Anfang 50, stammen aus Nettetal und Tönisvorst und haben schon öfter heilgefastet.

„Das tut mir einfach gut“, sagt Dana. In einer für sie schwierigen Situation vor einigen Jahren wollte sie es mit Heilfasten probieren — und hat es nicht bereut: „Alles wird mir bewusster in dieser Zeit, ich spüre meinen Körper neu, nehme mir deshalb auch mehr Zeit etwa für die Hautpflege, erlebe vieles intensiver, brauchen keinen Fernseher zur Ablenkung.“

Die beiden anderen haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Nina etwa schöpft „neue Kraft “, Ute kann dadurch „besser in mich reinhören“. Alle drei leben in den zehn Tagen ihren üblichen Alltag weiter, die Umstellung gelinge nach„ein, zwei Tagen gut“.

Dazu freilich gehören Disziplin und regelmäßige Treffen mit der Therapeutin in der Gruppe. Christine Albert: „Ich bin im Notfall Tag und Nacht erreichbar.“ Denn dem Körper wird einiges abverlangt: Er muss sich umstellen, zehrt von den eigenen Reserven, der Stoffwechsel verändert sich — nichts für chronisch oder akut Kranke, Schwangere oder für die Zeit der Genesung. „Das klären wir vorher ab, lieber nicht fasten, als sich gefährden“, mahnt Christine Albert.

Hochsaison fürs Heilfasten ist das Frühjahr, in der traditionellen Fastenzeit eben. Doch ideal sei es, so Christine Albert, zwei Mal im Jahr zu fasten, also auch im Herbst: „Aber da denken viele schon ans Weihnachtsgebäck.“

Daran dürfen auch die Teilnehmer ihres Kurses bald knabbern, ganz vorsichtig allerdings: „Der Körper muss allmählich wieder an feste Nahrung gewöhnt werden.“ Die sei dann umso leckerer, berichtet Dana: „Durch das Fasten lerne ich, bewusster zu essen, langsam zu kauen, wodurch ich alles intensiver schmecke und erlebe.“ So wird dann auch ein einfacher Apfel zum Genuss.

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