Highland-Games in Nettetal: Bei Heike fliegen die Baumstämme

Die Floristin aus Nettetal betreibt eine ungewöhnliche Sportart. Sie gehört zu den Stars bei den Highland-Games.

Niederrhein. Tagsüber hantiert sie mit zarten Blumenstängeln, abends wirft sie harte Baumstämme: Die Floristin Heike Sommerfeld betreibt einen ebenso urtümlichen wie attraktiven Sport: Highland-Games.

Gerade wurde sie Dritte bei der Deutschen Meisterschaft in Ludwigsburg, ausgetragen bei Minusgraden. „Ich hab ein bisschen Glück gehabt“, meint Sommerfeld bescheiden.

Dabei gehört sie bei den Masters, den Damen über 40, zu den Stars. „Kennengelernt habe ich die Highland-Games vor ein paar Jahren bei einem Urlaub in Schottland“, erzählt die 46-Jährige aus Nettetal. Da also, wo die Sportart ihre Wurzeln hat, wo einst keltische Stammesfürsten im Wettkampf ihre Kräfte maßen, wo heute noch die Spiele Besucher in Massen anziehen.

Begeistert vom Drumherum mit viel Folklore und Musik, in erster Linie aber von der Sportart selbst, schloss sie sich dem 1. Nettetaler Highlander Verein an: „Die Disziplinen schienen mir so echt, so ursprünglich, nicht irgendwie technisch aufgemotzt.“

Auf der Trainingswiese im Stadtteil Breyell übt sie oft mit ihren Vereinskameradinnen Michaela Pennekamp aus Recklinghausen und Claudia Stickelbrock aus Kempen, die bei der Meisterschaft die Plätze vor ihr belegten.

Die Damen werfen dabei Gewichte und Baumstämme. So stemmt Highlanderin Heike mal eben einen geschälten Stamm, der aussieht wie ein riesiger Bleistift. Hält ihn mit verschränkten Händen vorm Bauch, holt tief Luft, pustet die Wangen auf — und katapultiert den Stamm in die Höhe.

Der schießt nach oben, überschlägt sich, landet dumpf polternd auf dem Sandfeld. „Die Disziplin heißt Caber Toss, darin bin ich ganz gut“, lächelt die Athletin, erstaunlicherweise kaum aus der Puste. Dann wirft sie zur Abwechslung ein Gewicht mit Griff — 12,7 Kilo schwer.

Das Training in Breyell lockt oft Zuschauer an. „Manchmal sind auch Dudelsackspieler dabei, dann macht das Training noch mehr Spaß“, sagt Heike Sommerfeld.

Auch wenn Sommerfeld bei Wettkämpfen im Kilt antritt, der landläufigen Vorstellung einer Kraftsportlerin entspricht sie kaum: Ihre Hände und Arme wirken eher weiblich zart. „Es kommt eben mehr auf die Technik an, Muskeln gibt’s bei mir nicht viele zu sehen“, schmunzelt die Highlanderin. Schließlich muss sie tagsüber vorsichtig mit zarten Blumenstängeln hantieren.

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