Keilerei mit dem Kochgeschirr

Friedel Kluth, Ur-Anrather mit Liebe zur Mundart, hatte eine Schulzeit voller Abenteuer.

Keilerei mit dem Kochgeschirr
Foto: privat/Archiv

Anrath. Friedel Kluth ist „Mister Mundart“ von Anrath. Vielleicht hat seine Liebe zu Worten und Geschichten mit seinem alten Lehrer Hermann Falk zu tun. Falk unterrichtete den Jungen Friedel im dritten Schuljahr. Der Mann hat die Alleeschule mit Abenteuern gefüllt, denn Hermann Falk war 1950 nicht nur Klassenlehrer, er schrieb auch unter seinem Pseudonym Frank Dalton Jugend-, Kriminal- und Abenteuerromane. „Zu unserer großen Freude hat er uns oft während des Unterrichts aus seinen Büchern vorgelesen“, erinnert sich Kluth.

Vielleicht war es „Das Geheimnis der Höhle“ aus der Abenteuerreihe Tom Prox, erschienen 1951. Oder „Die Schlangenfarm“, mit der Dalton alias Falk den Wilden Westen in Anraths Klassenzimmer holte.

Friedel wurde am 13. April 1948, drei Jahre nach Kriegsende, in die Alleeschule eingeschult, die katholische Volksschule in Anrath. Sein erster Lehrer hieß Greferath, „nach meiner Erinnerung eigentlich längst oberhalb des Pensionsalters“, so Kluth.

Meine Schuljahre

Im vierten Schuljahr stand erneut ein Lehrerwechsel an. Ernst Preis unterrichtete ab 1952. „Damals noch ein junger Lehrer, der eine Menge frischer Ideen in den Unterricht einbrachte.“ Er führte Gruppenarbeit und projektbezogenes Arbeiten ein — früher moderne Methoden, heute eine Selbstverständlichkeit. Kluth: „Das erste Halbjahr unter seiner Regie habe ich allerdings nur an vier Tagen erleben dürfen. Die übrige Zeit verbrachte ich mit einer Lungentuberkulose in Krankenhäusern und Heilstätten.“ Dass er am Ende dieses Schuljahres nicht sitzen blieb, hat er diesem Lehrer zu verdanken. „Dank seiner pädagogischen Hilfe konnte ich das Versäumte im zweiten Halbjahr einigermaßen aufholen.“

Das fünfte und sechste Schuljahr mit Ernst Preis haben Kluth und seine Klassenkameraden in der Johannesschule verbracht. Die war 1952 fertiggestellt worden. Dort saßen Anraths Schüler „auf Drehstühlchen und an richtigen, zu Vierergruppen angeordneten Tischen“, nicht mehr „in den altmodischen Schulbänken“.

In der siebten Klasse legten Kluth und seine Klasse noch einmal ein Jahr Alleeschule ein. Lehrer Heribert Dohmes nahm sie unter seine Fittiche. Das achte und letzte Schuljahr der Volksschule verbrachten sie wieder am Standort Johannesschule. „Da unterstand man obligatorisch dem Schulleiter, Rektor Daniel Esch.“

Kluth weiß noch genau, mit welchen Zeugnisnoten er am 18. März 1956 die Schule verließ: „Mit ,gut’ in allen Fächern, außer in Leibesübungen und Musik.“ Er erinnert sich zudem noch gut an die Schulspeisung in der Nachkriegszeit. Täglich gab es eine warme Mahlzeit, die in der Anrather Krankenhausküche gekocht und auf einer Karre zur Schule gebracht wurde. „Wir mussten ein Kochgeschirr oder einen Behälter mitbringen, der auf dem Heimweg häufig als Nahkampfwaffe bei einer zünftigen Keilerei diente.“

Die entstand offenbar häufig zwischen den „Einheimischen“ und den Flüchtlingskindern und den Kindern aus dem Kinderheim „Haus Broich“. Wild-West-Szenen in Anrath — klingt schon fast wieder nach einem Dalton-Roman: „Alarm am Indian Day.“

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