Keine Kündigungen aus England

In Viersen, Krefeld, Kempen und Mönchengladbach bleibt es bei den Partnerschaften.

Niederrhein. Es hat den Anschein, dass sich Großbritannien vom restlichen Europa isolieren will. Neben der großen Politik macht sich eine EU-Skepsis auch in den Kommunen auf der Insel bemerkbar — einige kündigten ihre Städtepartnerschaften in Deutschland und Frankreich. Auch am Niederrhein pflegen Kommunen Kontakt zu englischen Städten oder Regionen.

Die Verbindung zwischen Viersen und Peterborough in England ist vorbildlich. Schüler besuchen sich gegenseitig, die Bürgermeister werden zu Festen eingeladen und es gibt einen regen Austausch. Sollte es die englische Stadt anderen nachmachen und die Partnerschaft kündigen, könnte der Austausch der Vergangenheit angehören. „Über die Völkerverständigung sind wir weg, wir sind an dem Punkt, an dem wir voneinander lernen können“, sagt Birgit Zerres, beim Viersener Bürgerbüro zuständig für Städtepartnerschaften.

Mit einer Kündigung von Peterborough rechnet Viersen nicht. Erst im vergangenen Jahr war der Bürgermeister von Peterborough mit Delegierten am Niederrhein zu Besuch. „Als der Vertrag unterschrieben wurde, waren die Städte gleich groß, jetzt ist Petersborough mehr als doppelt so groß. Wir können von den Erfahrungen der Behörden profitieren“, sagt Zerres.

Es sind auch Traditionen entstanden: Die Volkshochschule hat eine zeitlang Reisen in die Partnerstadt organisiert. Ein Freundeskreis macht diese auch heute noch. „Einmal im Jahr fahren die Mitglieder dorthin und bekommen auch jedes Jahr Besuch aus Peterborough.“

Auch in Krefeld ist der Austausch zur Partnerstadt Leicester sehr stark. „In den 42 Jahren sind neben privater Kontakte auch Beziehungen zwischen Vereinen und offiziellen Institutionen aufgebaut worden“, sagt Pressesprecher Dirk Senger. Vor allem die engen Kontakte zwischen den Feuerwehren und der Polizei beider Städte, die sich regelmäßig gegenseitig besuchen, seien hervorzuheben. Auszubildende der Krefelder Stadtverwaltung und Lehrlinge des Handwerks nutzen sogar die Chance eines Auslandspraktikums in Leicester, um Berufserfahrung in England zu sammeln. „Die Partnerschaft steht auf festen Füßen“, sagt Senger.

So rege wie in Viersen und Krefeld werden die Städtepartnerschaft allerdings nicht überall gelebt. „Früher war es so, dass auch Geld für die Partnerschaften bereitgestellt wurden. Heute muss man sagen, dass die Partnerschaften nur durch Kontakte zu Schulen gelebt werden“, sagt Wolfgang Speen, Pressesprecher der Stadt Mönchengladbach.

Ähnlich ist auch die Lage in Kempen. „In den letzten Jahren wird das nicht mehr aktiv betrieben“, sagt Pressesprecherin Kirsten Pfennings. Einen Grund dafür gebe es eigentlich nicht, es „ist einfach so“. Das gilt allerdings nur für die Behörden. Vereine tauschen sich nach wie vor aus. „Die Schwimm-, Reit- und Fußballvereine treffen sich regelmäßig mit Mannschaften aus dem East Cambridgeshire District Council“, sagt Pfennings.

Eine Aufkündigung der Kooperation ist bisher in keiner Stadt ein Thema gewesen.

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