Klimagipfel: Sackgasse am Golf

Karl-Heinz Florenz gehört zu den Experten in Doha.

Niederrhein. „Doha besitzt eine Skyline, die New York wie eine Provinzstadt aussehen lässt“. Von den äußeren Bedingungen des Klimagipfels am Persischen Golf ist Karl-Heinz Florenz, CDU-Europaabgeordneter vom Niederrhein, beeindruckt.

„Alles ist eine Nummer größer, das Konferenzzentrum ist so groß wie ein Flughafen“, sagt der Landwirt aus Neukirchen-Vluyn. Für den Umweltexperten ist Katar eine Mischung aus Las Vegas und Disneyland — eine zubetonierte Wüste. „Die Uferpromenade ist so sauber gefegt, dass man vom Boden essen könnte“, sagt Florenz.

Katar mit seiner Hauptstadt Doha ist reich. Es lebt vom Öl in der Wüste und vom Gas unter dem Meeresgrund. Mit dem Plan „Vision 2030“ soll es das modernste Land der Welt werden. „Man sieht überall Kräne auf Baustellen“, sagt Florenz. Zahllose asiatische Arbeitskräfte seien im Einsatz.

Katar ist das Land mit dem zweithöchsten Pro-Kopf-Einkommen weltweit. Es nutzt jede Gelegenheit, sich bekannter zu machen. Jetzt ist es der Klimagipfel, 2022 wird dort die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen. Wahrscheinlich in klimatisierten Stadien. Diese Techniken werden für einen weiteren Anstieg der Kohlendioxid-Belastung sorgen, und damit wird ein Anstieg der Temperaturen voranschreiten.

Deshalb ist der Tagungsort umstritten. Allerdings sind die Arbeitsbedingungen gut, wie Florenz betont. „Wir verfügen über ein klimatisiertes Büro mit Marmorbädern. Sicher ist das nicht nötig, aber jeder Wasserhahn ist hier ein Statement“, sagt Florenz.

Doch leider seien die optimalen Bedingungen kein Garant für Erfolg. Die Verhandlungen gestalteten sich schwierig. Manche Unterhändler agierten nach dem Motto „wer zuerst blinzelt, hat verloren“. Es gebe aber auch positive Nachrichten, sagt Florenz. So ändere sich die Stimmung bei den Amerikanern nach Hurrikan Sandy. Das Land habe wohl eingesehen, dass es einen Klimawandel gebe.

Doch ob der Meinungsumschwung rechtzeitig komme, um in Doha Einfluss zu nehmen, bleibe dahingestellt. Alle Protokolle enthielten zahlreiche Klammern mit verschiedenen Optionen und Verhandlungssträngen. „So ist das bei solchen Konferenzen: Man landet in Sackgassensituationen“, sagt Florenz.

Die erwartet den Europa-Parlamentarier auch auf den Straßen von Doha: Der Weg ins Hotel ist ein Geduldsspiel. Autos gibt es in Massen. Sprit ist schließlich am Golf spottbillig . . .

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