Kreishaus nimmt Proben von Wildschweinen entgegen

Proben von erlegtem Wild dürfen künftig nicht mehr im Viersener Schlachthof abgegeben werden.

Niederrhein. Jäger aus der Region müssen ab sofort eine neue Adresse in Viersen ansteuern, zumindest wenn sie Wildschweine erlegt haben. Seit dem 1. Januar sind Proben der Beute im Kreishaus abzugeben, nicht mehr im Schlachthof an der Gerberstraße. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, doch der Grund für diese Änderung ist interessant. Es geht um zwei Krankheitserreger: Fadenwürmer (Trichinen), die auch dem Menschen gefährlich werden können, und das Virus der Europäischen Schweinepest.

Die Trichinen-Untersuchung ist alt, „sie war bereits im 19. Jahrhundert Pflicht“, erklärt Dr. Johannes Genenger, stellvertretender Amtstierarzt im Kreis Viersen. Vor dem menschlichen Verzehr wird das Fleisch unter anderem von Haus- und Wildschweinen systematisch auf Fadenwürmer untersucht.

Dafür wird nicht das gesamte Tier benötigt, sondern es werden lediglich Proben aus dem Zwerchfell und dem Vorderlauf genommen. Insgesamt 60 Gramm Muskelfleisch, in kleinen Tüten verpackt, geben Jäger für das Kreis-Labor ab, das auch Proben für Krefeld und Mönchengladbach untersucht.

Genau in dieser Abgabe im Schlachthof lag aus Sicht der Experten das große Problem. Denn Wildschweine sind Überträger der Schweinepest, einer Seuche, die binnen kurzer Zeit große Bestände (an Hausschweinen) infizieren kann. Eine Verbreitung des Virus ist auch durch Kleidung und Schuhe möglich — der Schlachthof als Treffpunkt von Landwirten und Jägern ist so gesehen also ein Risikogebiet.

Das hat der Kreis Viersen nun entschärft: Mitarbeiter bringen die abgegeben Proben vom Kreishaus zum Schlachthof, wo sich das Labor weiterhin befindet.

Während die Europäische Schweinepest dem Menschen nichts anhaben kann, führen Fadenwürmer zur so genannten Trichinellose. Erste Symptome können Schwindel, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall sein. Auch tödliche Verläufe sind möglich.

Wird ein solcher Erreger bei einem Tier festgestellt, was äußerst selten vorkommt (siehe Info-Kasten), ist es nicht mehr für den Verzehr geeignet.

Jäger, die morgens eine Wildschwein-Probe in Viersen abgeben, haben nachmittags das Ergebnis. „Und alle Wildschweine, die erlegt wurden, bekommen eine Wild-Ursprungsmarke“, betont Genenger. Der Wildbret anbietende Einzelhandel kann damit nachvollziehen, dass das Schwein entsprechend untersucht worden ist.

Franz-Josef Friedrich, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Mönchengladbach, sagt über die Neuregelung bei der Abgabe: „Es ist natürlich auch im Interesse der Jäger, Seuchen zu verhindern.“ Schließlich gefährdeten diese auch den Wildbestand. „Und wir haben ja auch den Auftrag der Hege“, sagt der Jäger.

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