Naturpark: Braunkohle und Naturschutz

Der Spiegel ist in Schwalmtal um 75 Zentimeter gesunken. Damit sind Teile des Naturparks Schwalm-Nette gefährdet.

Niederrhein. Gefährdet der Braunkohletagebau Garzweiler die Feuchtgebiete im Naturpark Schwalm-Nette? Die Frage steht wieder im Raum, seit Messungen im Raum Schwalmtal eine Absenkung des Grundwasserspiegels um rund 75 Zentimeter ergeben haben. Die Feuchtgebiete sind vom Grundwasser abhängig; fällt der Spiegel zu stark, fallen die Naturschutzgebiete trocken. Dies würde einen herben Verlust für Pflanzen- und Tierwelt bedeuten.

Man sei dem Täter auf der Spur, sagt Rainer Röder von der Viersener Kreisverwaltung. Geologen gehen davon aus, dass die Ursache nur der Braunkohlentagebau sein könne. In den vergangenen Jahren sei die Wasserentnahme sowohl bei den öffentlichen Trinkwasserversorgern als auch bei Gewerbe und Industrie deutlich zurückgegangen. Auch die Landwirtschaft als Verursacher schloss Röder vor dem Umweltausschuss des Kreises Viersen aus.

In die Untersuchungen ist auch die RWE Power AG als Betreiber des Braunkohlen-Abbaus einbezogen. Das Unternehmen hatte im vergangenen Jahr rund 100 Millionen Tonnen Kohle abgebaggert. Der sinkende Grundwasserstand könnte, so die Experten, durch ein löchriges, etwa drei bis fünf Meter dickes Braunkohlenflöz entstanden sein, das sich zwischen der ersten und zweiten „Grundwasser-Etage“ befindet.

Jetzt sollen so genannte Erkundungsbohrungen erfolgen. Bis in 200 Meter Tiefe will das RWE bohren, um nähere Erkenntnisse über die Grundwasserströme zu erhalten. „Hoffentlich können wir bis Ende des Jahres nähere Aussagen treffen“, sagte Röder.

Schnellstmögliche Erkenntnisse forderte der von Hans-Joachim Kremser (SPD) geführte Umweltausschuss. Könne das Absinken des Grundwasserspiegels nicht verhindert werden, müsse über Ausgleichsmaßnahmen für den Naturpark nachgedacht werden.

Schäden für die Natur will auch RWE unbedingt vermeiden. Das Unternehmen ist stolz auf die Erfolge bei der Rekultivierung. Während früher beispielsweise in der ehemaligen DDR verödete Flächen nach dem Braunkohleabbau zurückblieben, gestaltet RWE die Landschaft neu. Grüne Wälder, fruchtbares Ackerland und eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt kann man erleben, wo noch einige Jahre zuvor der Bagger sich in den Boden gefräst und die Kohle aus der Erde geholt hat.

Gerade erst war eine türkische Delegation im Tagebau Garzweiler zu Gast, um sich die Rekultierungsmaßnahmen am Niederrhein anzusehen. Die Mitarbeiter des türkischen Umweltministeriums interessierten sich vor allem dafür, wie im Braunkohlengebiet wieder aufgeforstet wurde. Die Türkei hat sich zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft verpflichtet und will im Mittelmeerraum wieder große Waldflächen anbauen. Dabei sollen die Erfahrungen aus dem rheinischen Tagebau helfen.

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