Nettetaler Flüchtlingshilfe zieht nach einem Jahr Bilanz

Die Zahl der Flüchtlinge hat sich im vergangenen Jahr verdoppelt. Die Helfer verschiedener Gruppen trafen sich jetzt zum Erfahrungsaustausch.

Nettetaler Flüchtlingshilfe zieht nach einem Jahr Bilanz
Foto: Burghardt

Nettetal. Gefeiert wurde nicht, stattdessen beratschlagt: „Wir haben ein kleines Jubiläum, seit einem Jahr haben wir in Nettetal die organisierte Flüchtlingshilfe“, berichtete Beate Engelke vom Flüchtlingsrat. Am Dienstagabend trafen sich rund 30 Nettetaler, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, zum Erfahrungsaustausch im Gemeindehaus Lobberich.

Viel hat sich geändert in diesem einen Jahr. Die Zahl der Flüchtlinge und Asylbewerber verdoppelte sich auf knapp 340. Die Stadt musste Flüchtlingsunterkünfte einrichten. Vertreter von Kirchen und engagierte Bürger organisierten sich mit Flüchtlingen im Nettetaler Flüchtlingsrat. Der Förderverein Nettetaler Flüchtlingshilfe leistet organisatorische Unterstützung.

Kein Aufhebens machten die Ehrenamtler um ihre Arbeit, etwa den Spendenaktionen, um die Sprachkurse zu finanzieren. Sie planen regelmäßige Sprechstunden für Flüchtlinge und Begegnungsrunden, wie im ehemaligen Hotel „Majestic“ in Breyell. „Jeden Mittwoch um 15 Uhr warten die Flüchtlinge schon. Sie freuen sich auf die Begegnungen und suchen Rat“, erzählte Angela Müllers.

Viele Erfahrungen kamen zur Sprache, ernüchternde wie ermutigende. So war die Rede von Männern, die sich „aus Bequemlichkeit lieber abholen lassen statt mit dem Bus zu fahren“, oder von Frauen, die sich „gern kreativ einbringen möchten, etwa durch Handarbeiten“. Immer gehe es um partnerschaftliches Miteinander: „Ehrenamtler und Flüchtlinge begegnen sich auf Augenhöhe“, hob Engelke hervor. Sie verwies dabei auf „Einzelpersonen und Gruppen“, die außerhalb der organisierten Flüchtlingshilfe wichtige Arbeit leisteten.

So eine Gruppe wirkt in Kaldenkirchen. Sie kümmert sich um Flüchtlinge an der Breslauer Straße und organisiert einen Deutschkursus. Von der „Kaldenkirchener Flüchtlingshilfe“ sprach Elvire Kückemanns, eine der Initiatorinnen: „Wir kümmern uns in der Gemeinde St. Clemens schon viele Jahre um Flüchtlinge, in den anderen Stadtteilen kam das erst später auf.“ Sie bedauere, dass man viel von der Nettetaler Flüchtlingsarbeit rede, aber die Kaldenkirchener Initiative kaum wahrnehme.

„Alles, was für Flüchtlinge getan wird, ist gut und wichtig“, meint dazu der Kaldenkirchener Werner Jobst. „Wir alle sind Nettetaler, darum wollen wir mit den Kaldenkirchenern das Gespräch suchen, es kann im Interesse der Flüchtlinge nur sinnvoll sein, die Kräfte zu bündeln“, deutete Jobst an.

Diskutiert wurde beim Erfahrungsaustausch der Vorschlag, übergreifend in verschiedenen Ortsteilen abendliche Runden für Männer zu organisieren, zum Beispiel zum Kartenspiel. So erreiche man auch Flüchtlinge in Privatunterkünften. Ralf Schröder vom Förderverein: „Solche Wünsche werden von Flüchtlingen öfter geäußert.“

fluechtlingshilfe-nettetal.de

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