Nettetals Schulsystem muss schnell auf den Prüfstand

An den weiterführenden und an den Grundschulen sorgen die Anmeldezahlen für Probleme.

Nettetal. Die Versuche der Stadt Nettetal, alle vorhandenen Schulformen und ihre Standorte unbedingt zu erhalten, führen in regelmäßigen Abständen dazu, dass wieder neu nachgedacht werden muss. Ganz offensichtlich ticken die Eltern und ihre Kinder anders als Verwaltung und Politik gerne hätten. Die Erfahrung musste die Stadt jetzt wieder bei den Anmeldungen der Schulneulinge machen.

In Schaag haben Eltern für das kommende Schuljahr mit den Füßen gegen die Hubertusgrundschule abgestimmt. In Breyell verzeichnet die katholische Grundschule (KGS) weiterhin schwindende Schülerzahlen. Auch die katholische Grundschule in Kaldenkirchen verlor am Standort Leuth Schüler bei der Anmeldung.

In Breyell und Schaag hat das Verhalten mit Blick auf statistische Regeln des Landes unangenehme Folgen. Die Bezirksregierung hat die Stadt ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die KGS Schaag und KGS Breyell die Mindestzahl von 92 Schülern nicht mehr erreichen. Sie empfiehlt „bereits jetzt in die Wege zu leiten“, dass der Rat den Verbund beider Schulen zum Schuljahr 2016/17 beschließt.

Dagegen stemmt sich die Verwaltung weiterhin, wie Schuldezernent Armin Schönfelder im Schulausschuss berichtete. Er suchte die Bezirksregierung in einem Schreiben damit zu beschwichtigen, dass die Entwicklung in Schaag ein Ausreißer sei. Im übrigen wirke die Stadt auf Eltern ein, zumal die Prognosezahlen beiden Schulen Überlebenschancen einräumten. Der Schulausschuss macht da mit, wenn auch nicht ganz überzeugt. Man gewinnt Zeit in der vagen Hoffnung, dass alles so eintrifft, wie die Verwaltungsspitze zu vermitteln sucht.

Jürgen Boyxen (CDU)

Überrascht hat die Verwaltung nach eigenem Eingeständnis ein zweites Phänomen. Die Gesamtschule verbuchte 212 Anmeldungen — 41 Kinder mehr als im Vorjahr. Dies geht eindeutig zu Lasten der verbliebenen Hauptschule und der Realschule. Das Werner-Jaeger-Gymnasium verzeichnet seit einiger Zeit stabil etwa 90 Anmeldungen — mal mehr, mal weniger. Der anhaltende Trend zur Gesamtschule zwingt die Stadt zum Handeln. Sie hat der Schule eine Fünfzügigkeit eingeräumt, aber ohne die erforderlichen Räume. Schulleiterin Angelika Eller-Hofmann will sich auf kein anhaltendes Provisorium einlassen. Sie bräuchte insgesamt zwölf Klassen- und Funktionsräume zusätzlich.

Für einen Neubau hat die Stadt aber kein Geld, außerdem sitzt ihr die Gemeindeprüfungsanstalt im Nacken. Die hat herausgefunden, dass in Kaldenkirchen an den Schulen (zu) viele Räume leerstehen. Also wird der Schulentwicklungsplan auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft.

„Hier haben wir Raumnot, dort ein Überangebot“, stellte Jürgen Boyxen (CDU) etwas ratlos fest. Eine „Vorfestlegung“ auf irgendeine Lösung wolle seine Fraktion zum jetzigen Zeitpunkt nicht vornehmen. Vielmehr solle man „prüfen, abwägen und dann entscheiden“. Renate Dyck (SPD) erschien das zu vage. Ihrer Fraktion stelle sich für die Gesamtschule die Grundsatzfrage, ob „wir auf Dauer ein so großes Schulsystem haben wollen“. Vielleicht sei es sinnvoller, in Kaldenkirchen eine Sekundarschule einzurichten. Ähnlich äußerte sich Johannes Peters (FDP), der auch daran erinnerte, dass die Gesamtschule sich stets gegen eine Dependance-Lösung gewandt habe. Für Robin Meis (WIN) ist Eile geboten, allein um zu verhindern, dass „demnächst wieder 50 Kinder in der falschen Schule sitzen“.

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