Niers bekommt neue Arme

Europaweite Richtlinien werden lokal umgesetzt. Das kostet rund 100 Millionen Euro.

Oedt. Noch 15 Jahre, dann soll die Niers ein nahezu idealer Lebensraum sein: „Wir wollen ein lebendiges Gewässer schaffen, das möglichst naturnah ist und das eine sehr gute Wasserqualität führt“, sagt Margit Heinz, Pressesprecherin des Niersverbandes. Gestern, am UN-Weltwassertag, stellte der Verband seinen Kooperationspartnern in der Albert-Mooren-Halle die erarbeiteten „Umsetzungsfahrpläne“ für den 108 Kilometer langen Fluss vor.

Der Grund für diese Fahrpläne sind die im Jahr 2000 verabschiedeten Europäischen Wasserrahmenrichtlinien (EG-WRRL). Sie verankern europaweit den Schutz der Gewässer, die bis 2027 „gutes ökologisches Potentzial“ haben müssen. In Nordrhein-Westfalen setzt das Programm „Lebendige Gewässer“ diese Zielvorgaben in 80 Projekten um. Der Niersverband überreichte als erster seinen Fahrplan an die Bezirksregierung Düsseldorf.

In einem zehn Zentimeter dicken Ordner mit Texten, Karten und Tabellen breiten die Fachleute ihre Vorschläge zu 480 Kilometer Gewässerstrecke und dem 1300 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet der Niers aus. „Die Maßnahmen umfassen 190 Kilometer, also etwa 40 Prozent der Gesamtstrecke“, sagt Niersverband-Vorstand Dietmar Schitthelm.

Laut Schitthelm ist die Wasserqualität der Niers kein Problem. Dafür soll aber der Gewässer-Querschnitt an einigen Stellen vergrößert werden — der Fluss wird verbreitert. Damit soll die Fließgeschwindigkeit verringert werden, wodurch Tiere neuen Lebensraum erhalten. In der Niers leben unter anderem Fische, Flusskrebse und Muscheln.

Am Fritzbruch in Süchteln soll die Niers mäandern, also Nebenarme bekommen und in Kurven fließen. Lange Umleitungsgewässer soll es im Kreis Kleve, zum Beispiel in Geldern geben. Und auch im Mönchengladbacher Bresgespark soll die Niers endgradigt und damit renaturiert werden.

Die Umsetzung der Maßnahmen hängt von mehreren Faktoren ab: Die Grundstücke müssen verfügbar, die Finanzierbarkeit gewährleistet sein. Planung und Ausführung müssen leistbar und alle erforderlichen Genehmigungen vorhanden sein.

„Wir befinden uns in einer Lernphase“, beschreibt Schitthelm den Stand der Dinge. Ziele sind verbesserter Hochwasserschutz und Gewässerverträglichkeit sowie die Stärkung des Biotop- und Artenschutzes. Schitthelm: „Wir möchten auch die Landschaft aufwerten und so den Freizeitwert erhöhen.“

Die Umsetzung muss bis 2027 abgeschlossen sein, ein erster Zwischenstand wird für 2018 erwartet. Financier ist bis zu 80 Prozent das Land NRW, der Rest sind Eigenanteile des Niersverbandes und seiner Kooperationspartner.

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