Palliativmedizin: Hilfe in der letzten Lebensphase
Seit kurzem gibt es ein neues Angebot am Niederrhein.
Niederrhein. „Sterben ist immer schwer“, sagt Ulrich Grabenhorst, Hämato-Onkologe und Palliativmediziner aus Wegberg. Manchmal gäbe es allerdings Sterbefälle, die psychisch und körperlich besonders dramatisch seien. Oft stehen Ärzte dann mit ihren Heilungsmethoden am Ende und die Möglichkeiten der allgemeinen Palliativpflege reichen nicht mehr aus.
In Mönchengladbach und im Kreis Viersen gibt es seit Anfang Juli eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), die für Betroffene und Angehörige in dieser Situation neuer Ansprechpartner ist.
Auf der Basis eines seit 2005 existierenden Netzwerks von Palliativkräften hat sich ein Team zusammengetan, das nun in einer verbindlichen Organisationsform zusammenarbeitet. Die Home Care Linker Niederrhein gGmbH versteht sich nicht als ein weiterer Pflegedienst zur Betreuung und Versorgung schwerstkranker Menschen, sondern als ein in der Region „bisher einmaliges Angebot“, sagt Grabenhorst, Ärztlicher Leiter des Teams. Der Einsatz spezialisierter Palliativbetreuung und -pflege ist dann notwendig, „wenn es die anderen nicht mehr schaffen“, erklärt der Palliativmediziner.
Ziel ist es, sterbenden Menschen unabhängig von ihrer Krankheit durch eine ganzheitliche Behandlung ein selbstbestimmtes Lebensende und eine größtmögliche Lebensqualität zu ermöglichen. Damit schließe SAPV eine Lücke in der Versorgung, so Grabenhorst.
Noch sterben über 50 Prozent der Schwerstkranken im Krankenhaus. Über 90 Prozent der Menschen wünschen sich jedoch, zu Hause im vertrauten Rahmen bleiben zu können. Das SAPV-Team will „diese Patientenwünsche nach Geborgenheit und Sicherheit in allen Stadien des Leidens und Sterbens so weit wie möglich erfüllen“, sagt Ulrich Grabenhorst.
Insgesamt vier Fachärzte und sieben Pflegekräfte gehören zum neuen SAPV-Team. Sie sollen an 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche eine qualifizierte Versorgung gewährleisten. „Auch in Notfällen muss der sterbende Menschen nicht auf seinen vertrauten Arzt verzichten “, sagt Garlof Langenbeck, der seine langjährige Erfahrung als Hospizarzt einbringt.
Mit im Fokus der Arbeit steht auch das familiäre Umfeld. Conny Wollf, Sozialpädagogin und Koordinatorin von Home Care, ist Ansprechpartnerin, wenn die Angehörigen angesichts der Leiden eines geliebten Menschen an ihre psychischen Grenzen kommen.
Voraussetzung für den Einsatz der spezialisierten Versorgung eines Sterbenden ist die Bescheinigung durch den behandelnden Arzt. Das gesamte Team prüft dann die Situation des Patienten und stellte gemeinsam einen Einsatzplan auf: „Nicht immer wird das ganze Team gebraucht“, sagt Garlof Langenbeck. In jedem Fall werden die Kosten der Behandlung durch alle gesetzlichen Kassen übernommen. jfg