Personenverkehr soll nicht leiden

Die Bahnstrecke zwischen Venlo und Viersen wird über mehrere Jahre als Umleitung dienen müssen.

Nettetal/Viersen. In den kommenden Jahren wird der Güterverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Venlo und Viersen deutlich zunehmen. Ursache sind die Bauarbeiten an der Betuwelinie auf deutscher Seite. Sind aktuell täglich etwa 75 Züge auf der Strecke unterwegs, so können rein rechnerisch dann bis zu 160 Züge hier fahren. Darunter soll aber keinesfalls der Personenverkehr leiden.

Einen Vorgeschmack der Einschränkungen bekommen Pendler und Reisende Ende des Monats. Zwischen Freitag, 27. Februar, und Montag, 23. März, werden im Rahmen regulärer Instandhaltungsarbeiten die Gleise im Raum Nettetal/Viersen erneuert. Dann fahren weder Güter- noch Personenzüge. Für den Personenverkehr auf der Regionalexpress-Linie (RE) 13 wird der Betreiber Eurobahn in dieser Zeit ersatzweise Busse einsetzen.

Bürgermeister Christian Wagner bekräftigte jetzt im Hauptausschuss, dass die Stadt Nettetal Einschränkungen im Personenverkehr für den RE 13 unbedingt verhindern will. Zwar will das Landesverkehrsministerium Einschränkungen im Personennahverkehr vermeiden, auch bei der Deutschen Bahn sind sie nicht geplant. Dennoch sollen sich die heimischen Abgeordneten einschalten und erkunden, worauf sich Nettetal und Viersen tatsächlich einstellen müssen.

Wagner stellte achselzuckend fest, seiner Meinung nach wäre es besser gewesen, mit Blick auf die lange feststehenden Bauarbeiten an der Betuwelinie den zweigleisigen Ausbau des Abschnitts Kaldenkirchen-Dülken vorzuziehen. Aber der Zug ist im wahren Wortsinn abgefahren. Solange die Betuwelinie nicht voll ausgebaut ist, wird sich auf der Umleitungsstrecke kaum etwas tun.

Befürwortern des zweigleisigen Ausbaus geht es nicht nur um die Kapazitätserweiterung, die auch dem schnellen Personenverkehr auf mittleren Fernstrecken entgegenkäme. Nur ein Neubau garantiert den Anwohnern in Kaldenkirchen, Breyell, Boisheim und Dülken die gleichzeitige Anlage von Lärmschutzeinrichtungen. Sie werden den wachsenden Umleitungsverkehr jetzt ohne diesen Schutz erleben. Die Züge werden bevorzugt nachts fahren. Laut wird es vor allem dadurch, dass nur in Boisheim und in Breyell Ausweichstrecken vorhanden sind. Ein Zug fährt auf dieses Nebengleis, bremst unüberhörbar und wartet, bis der Gegenzug den Abschnitt passiert. Auch das Losfahren ist, je nach Zugzusammensetzung, keineswegs frei von störenden Geräuschen. „Mehr Güterverkehr, kein Schallschutz. Das ist eine Zumutung“, stöhnte Hans-Willy Troost (FDP).

Sollte es tatsächlich häufiger Unterbrechungen des Personenverkehrs auf der Strecke geben, schwant dem CDU-Ratsherrn und Bahnexperten Axel Witzke Böses. „Da wird so mancher nicht in den den Bus steigen, der als Schienenersatzverkehr deklariert wird. So wird mancher Pendler aufs Auto umsteigen.“

Gerade auch unter dem Gesichtspunkt, dass sich Nettetal, wie andere Kommunen auch, intensiv um ein wirksames Klimaschutzkonzept bemühe, sei die Entwicklung kontraproduktiv. Nach Witzkes Angaben fahren täglich 5000 bis 7000 mit dem Regionalexpress zwischen Viersen und Venlo. Es gibt einen weiteren Aspekt, der sich in Nettetal auswirken wird.

Die Bahnübergänge Biether und Schaager Straße werden künftig häufiger geschlossen sein. In Venlo gibt es dazu bereits Daten an allen Übergängen, die der Stadt gar nicht gefallen. Rückstaus, zusätzliche Belastung der Luft durch Auspuffgase und zeitliche Verluste im Straßenverkehr wird man wohl hinnehmen müssen.

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