Prinzessin Aida verzaubert Brüggen

Reihe „Oper an der Burg“ wird mit Verdis stimmgewaltiger Liebestragödie fortgesetzt.

Brüggen. Für eine Nacht öffnete die Burggemeindehalle Brüggen ein Fenster, das den Blick erlaubt — auf Ägypten zur Zeit der Pharaonen. Die Sopranistin Andrea Hörkens betörte ihr Publikum als nubische Prinzessin Aida, die nach Ägypten als Geisel verschleppt wurde und sich in den Heerführer Radames verliebt. Wie in den Jahren zuvor vertrauten Andrea Hörkens und ihr Ehemann auch dieses Mal auf internationale Starsolisten, das Symphonieorchester Plovdiv und einen bulgarischen, aus mehreren Opernhäusern zusammengestellten Chor.

„Die Reihe ,Oper an der Burg’ hat sich etabliert, da Sie uns so gut besuchen“, sagte Roderburg zur Begrüßung und verriet damit indirekt eine Fortsetzung üppiger Aufführungen in dieser musikalischen Gattung. Mit einer symmetrischen Stufenarchitektur um einen angedeuteten Eingang bot das Bühnenbild zum ersten Akt Raum für personenstarke Auftritte mit hierarchischer Symbolik um den Pharao Ramses (Bass Evgeniy Arabadzhiev). Die vor den Vorhang verlegte Szene in Amneris’ Gemächern hingegen strahlte über den schmeichelnd weichen Chorgesang der Sklavinnen und anmutige Tanzeinlagen Intimität aus, die allerdings durch die auflodernde Eifersucht der Pharaotochter eindrucksvoll gebrochen wurde.

Mehr als 80 Mitwirkende setzten die tragische Liebesgeschichte mit emotional aufgeladenen Liebesduetten und großen Chören um. Unter Nayden Todorovs Dirigat führte das Symphonieorchester Plovdiv das Werk im ruhig sanften Spiel ein, um während des Abends mit aufwühlenden Steigerungen sowie feinen Nuancen zu überzeugen. Jubelnd unterstrichen die Trompeten den feierlichen Ausdruck des Triumphmarsches, die Pauken verkündeten grollend Unheil, während feine Harfen- und Flötenklänge zum Beispiel behutsame Akzente zu den stillen Momenten setzten.

Hörkens gestaltete mit schöner Stimme ausdrucksstark und kraftvoll, um dem Wechselbad von Aidas Gefühlen gerecht zu werden. Ergreifend im sanften Timbre entfaltete sie etwa die Arie zu Beginn des dritten Akts, als die Titelheldin zwischen ihrer Liebe zu Radames und dem Vaterland schwankt. Hochdramatisch und aufwühlend war ihr Part im Duett mit Bariton Alexander Krunev, der fordernd und leidenschaftlich ihren Vater Amonasro mimte. Mit herrlich kraftvoller und dynamisch facettenreich einsetzbarer Stimme gab Tenor Stoyan Daskalov den Feldherrn Radames. Elena Chavdarova-Isa überzeugte mit warmem Kolorit im Mezzosopran. Im samtenen Timbre fing sie die Liebe der Pharaotochter zu Ramades ein, in lodernder Dynamik brachte sie die Wut und Verzweiflung von Aidas Nebenbuhlerin zum Ausdruck. Im ergreifenden Duett verabschiedeten sich die sterbende Aida und ihr Geliebter Ramades, begleitet von der Klage der Amneris, vom Publikum.

Das dankte mit begeistertem Beifall. Als die Hauptdarsteller Andrea Hörkens und Stoyan Daskalov das Defilee der Akteure vollendeten, erhoben sich auch die letzten Besucher von ihren Plätzen.

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