Schwere Suche nach einem neuen Chef

Wer wird Nachfolger von Ludger Gooßens als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Krefeld? Die Gremien stehen vor einer Zerreißprobe.

Krefeld/Viersen. Ludger Gooßens ist erst seit drei Jahren Chef des Vorstandes der Sparkasse Krefeld. Doch in dieser relativ kurzen Zeit hat der 54-Jährige bereits Zeichen gesetzt. Er hat als vormaliger Chef der Stadtsparkasse Viersen die Fusion mit Krefeld vollzogen und hat die Eingliederung der angeschlagenen Sparkasse Geldern geräuschlos hinbekommen. Jetzt wechselt Gooßens nach Düsseldorf, zum 1. Juni wird er Vorstandsmitglied der Provinzial. Bewährt er sich, soll er in zwei Jahren den Chefsessel des dann ausscheidenden Vorsitzenden übernehmen. „Ein bisschen Wehmut ist schon dabei, wenn ich gehe“, sagt der Banker.

Die Provinzial ist die Versicherungsgruppe der Sparkassen. So wurde Gooßens als erfolgreicher Chef des Krefelder Instituts gezielt angesprochen. Der neue Job ist anspruchsvoll; Gooßens Qualifikation musste gar von der Bundesaufsicht für das Finanzwesen (Bafin) geprüft werden.

Gooßens Nachfolge ist auch anspruchsvoll; die Besetzung dürfte aber kaum so geräuschlos über die Bühne gehen wie dessen bisheriges Wirken.

Im Februar überraschte er die Gewährsträger der Sparkasse, die Stadt Krefeld und den Kreis Viersen, mit seinem bevorstehenden Wechsel. Schnell schien ein geeigneter Nachfolger gefunden. Doch der gab dem Vorsitzenden des Verwaltungsrates der Sparkasse, Wilfrid Fabel, schließlich einen Korb — „aus persönlichen Gründen“. Und damit wird es keinen flüssigen Übergang von Gooßens zu seinem Nachfolger zum 1. Juni geben. In Sparkassenkreisen hofft man zumindest, dass ein Nachfolger vor den Sommerferien gewählt wird; wann er seinen Dienst antreten kann, ist unklar.

Jetzt ist erst einmal eine Unternehmensberatung mit der Suche nach einem neuen Sparkassen-Chef beauftragt. Drei Kandidaten sollen dem 18-köpfigen Verwaltungsrat vorgestellt werden. Möglich, dass es vier werden. Denn auch der bisherige stellvertretende Sparkassen-Vorstand Lothar Birnbrich macht sich Hoffnung, Gooßens Nachfolge antreten zu können. Eine solche Lösung war bisher Brauch im Hause Sparkasse: Der Stellvertreter übernimmt den Staffelstab.

Doch die Zeiten haben sich geändert. „Wir wollen aus mehreren geeigneten Kandidaten den geeignetsten suchen“, sagt ein Mitglied des Verwaltungsrates, das namentlich nicht genannt werden möchte. Das Vorschlagsrecht für den Chefposten hat die CDU. Doch die Vertreter aus Kreis Viersen und Stadt Krefeld sind sich uneins.

Und vor diesem Hintergrund bekommt die Arbeitnehmervertretung im Hause Sparkasse eine besondere Bedeutung. Sechs Dienstkräfte sitzen im Verwaltungsrat und stimmen mit ab über den neuen Chef. Dort, so heißt es, favorisiere man die interne Lösung. Der bisherige Stellvertreter stehe für Stabilität, kenne die Sparkasse Krefeld aus dem effeff und sei mit der Mentalität der Kunden vertraut.

Gut möglich, dass es vor diesem Hintergrund im Verwaltungsrat erstmals zu einer „Kampfabstimmung“ über den neuen Chef kommen wird. Bislang wurden hier möglichst einvernehmliche Lösungen über Parteigrenzen hinweg gefunden.

Aber noch ist ja Zeit. Wohl in der Sitzung des Verwaltungsrates am 28. Juni soll die Nachfolgefrage entschieden werden.

Bis dahin steht auch eine weitere Zerreißprobe an: Eine Entscheidung muss her, ob die Stadt Krefeld aus dem Gewinn der Sparkasse (7,5 Millionen Euro) zwei Millionen Euro erhält, die sie in ihrem Haushalt ohne Rücksprache mit Sparkasse oder Kreis Viersen veranschlagt hat. Das gab’s noch nie, bislang fließen diese Gelder in die Rücklage oder in Stiftungskapital, aus denen soziale, sportliche oder kulturelle Dinge finanziert werden. Aber es gab ja auch noch nie Kampfabstimmungen über einen neuen Vorstandschef.

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