Tragisches Ende einer Familienfeier

Vor Gericht hat Marc G. gestanden, seine Frau nach vielen Streitigkeiten erwürgt zu haben. Das Opfer galt als manisch-depressiv.

Nettetal. Sabine G. (41) und ihr Ehemann Marc (41) galten als Vorzeigepaar. Als zwei Menschen, die miteinander ein schweres Schicksal meistern. Denn ihr fünfjähriger Sohn ist schwer behindert. Die beiden kümmerten sich aufopfernd. Doch jetzt ist Sabine G. tot. Am Dienstag hat Marc G. vor dem Landgericht in Krefeld gestanden, seine Frau in der Nacht zum 2. September erwürgt zu haben.

Zuvor hatte er über das Leben der Viersener Familie berichtet, über Liebe und Harmonie, aber auch Schwierigkeiten, die es gab. Vor dem Geständnis versagten ihm die Nerven. Er saß zusammengesunken neben seinem Verteidiger Gerd Meister. Anschließend las der psychologische Gutachter Martin Albrecht aus seinem Gutachten vor, wie Marc G. die Tat da geschildert hatte.

„Das Geschehen fiel ja nicht aus heiterem Himmel“, hatte Richter Herbert Luczak zu Beginn des Prozesses gesagt. Denn Sabine G. sei krank gewesen, manisch-depressiv. Albrecht bestätigte das. Verteidiger Meister: „Marc G. hat gesagt, dass Sabine eine sehr gute Mutter, eine sehr gute Ehefrau gewesen sei — aber dass es auch Probleme gab“, sagte er mit Blick auf seinen Mandanten.

Der berichtete von Eifersuchtsszenen. „Sie wollte immer die ganz heile und perfekte Familie“, sagte er. Irgendwann seien die Phasen, in denen er ihr nichts habe recht machen können, in immer kürzeren Abständen gekommen. Seine Frau habe immer häufiger getrunken. Am Abend ihres Todes weisen die Protokolle 1,92 Promille aus.

Mit entsprechender Angst habe er dem 60. Geburtstag seiner Mutter entgegengesehen. Der wurde am Abend des 1. September im Restaurant „Zum Leutherheider“ in Nettetal gefeiert. Er habe beobachtet, dass seine Frau viel trank, sei mit dem kleinen Sohn früh ins Bett gegangen. Irgendwann habe sein Vater ihn gebeten, zurückzukommen und seine Frau „einzufangen“. Der Vater habe sich mit Sabine G. überworfen. Sie habe ihm das Sparschwein, das die Gäste gefüllt hatten, und eine Vase hinterher geworfen. Gemeinsam habe man sie auf das Zimmer zu bugsieren, in dem sie mit Mann und Sohn die Nacht verbringen sollte.

Dort sei der Streit weitergegangen. Sie habe geschlagen, getreten, gekratzt. Nach einem wiederholten Tritt sei ihm „eine Jalousie heruntergegangen“, hat Marc G. es dem Psychologen beschrieben. Er sei wieder zu sich gekommen, als er über seiner leblosen Frau gestanden habe, die aus Nase und Mund geblutet habe. Er habe nicht überprüft, ob sie noch lebe, auch keinen Rettungswagen gerufen, sondern sich wie betäubt auf einen Stuhl gesetzt und versucht, seinen Vater und seinen Bruder zu erreichen.

Irgendwann sei die Polizei gekommen, die seine Frau im Übrigen schon etwa 20 Minuten vor ihrem Tod angerufen hatte. Da habe er aber nicht geglaubt, dass sie wirklich telefoniere. Sie habe mit dem kleinen Sohn wegfahren wollen, woran er sie gehindert habe. Bei der Polizei habe sie gesagt, sie werde gegen ihren Willen festgehalten.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.

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