Viersen: Noch eine weitere Bombe?

Die Stadt befürchtet eine weitere Bombe in der City und bereitet sich auf eine Evakuierung vor.

Viersen. „Wir reden über einen Verdacht, nicht über eine Tatsache“, sagt Bürgermeister Günter Thönnessen. Aber er habe die Erfahrung gemacht, dass offener Umgang mit möglichen Unannehmlichkeiten der richtige Weg sei.

Also: Es könnte an der Gartenstraße, nur einen Steinwurf von dem Ort entfernt, wo am 17. September eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt werden musste, noch einen Blindgänger geben.

Ein Hinweis eines alten Mannes ist der Auslöser. Er hat im Krieg eine Bombennacht im Keller des Hauses Gartenstraße 28 verbracht, in dem sich damals eine Eckgaststätte befand. Heute gibt es dort einen Textil-Discounter. Als er nach dem Ende des Alarms herausgekommen sei, habe er in der Fahrbahn der Gartenstraße ein merkwürdiges Loch gesehen.

Nach diesem Hinweis schaltete die Stadt Viersen unter anderem den Kampfmittelräumdienst ein. Dort werteten Experten Luftbilder aus dem Jahr 1945 aus und kamen zu dem Schluss: Das Loch könnte auf den Einschlag eines Blindgängers hindeuten. Der Hinweis des Viersener Bürgers kam übrigens nicht in den letzten Wochen nach der Bombensprengung, sondern schon im Jahr 2010.

Damals hatte man auch die üblichen Verfahren in die Wege geleitet — nämlich den Abgleich mit Versorgungsunternehmen, die eventuell dort schon einmal gegraben hatten, und auch mit dem Kampfmittelräumdienst. Dann allerdings, so räumt Thönnessen ein, habe es eine Panne bei der Wiedervorlage gegeben, und die Angelegenheit sei in Vergessenheit geraten. Erst jetzt sei sie wieder zum Vorschein gekommen.

Was passiert nun? Am Freitag wird der Gehweg gesperrt. Dann treibt eine Fachfirma Suchschlitze in den Boden, um Versorgungsleitungen aufzuspüren. Ab Montag kann dann die Busspur nicht mehr befahren werden, denn dann gibt es Sondierungsbohrungen. Damit kann man herausfinden, ob sich irgendwo in einer Tiefe von bis zu sieben Metern ein metallischer Gegenstand befindet.

Auch das sei nicht gefährlich, niemand müsse evakuiert werden, erklärt Rolf Vogelbacher vom Kampfmittelräumdienst. Solche Kampfmittelverdachtsflächen seien tagtägliches Geschäft in Deutschland.

Auch in Viersen hat es in vergangenen Jahren schon Kampfmittelsondierungen gegeben, vor allem dann, wenn man neue Baugebiete ausgewiesen habe. Findet man dabei Hinweise auf einen metallischen Gegenstand, rückt der Bagger mit geschultem Personal an.

Häufig entpuppten sich vermeintliche Kampfmittelfunde als Gasflaschen oder Schirmständer, berichtet Vogelbacher. Wenn es dann eine Bombe wäre, gäbe es wieder zwei Möglichkeiten. Entweder sie hat einen konventionellen Zünder.

Dann kann man in Ruhe — auch am nächsten Tag — evakuieren und die Bombe entschärfen. Oder sie hat — wie die Bombe des 17. September — einen Säurezünder. Dann sei kurzfristiges Reagieren angesagt, sprich: sofortige Evakuierung.

„Uns steckt noch der 17. September in den Knochen“, sagt Feuerwehr-Chef Frank Kersbaum, der damals den Einsatz koordinierte und auch jetzt wieder federführend dabei ist. „Wir reagieren nicht über, wir sind nur sensibilisiert.“ Die Vorbereitungen für alle Eventualfälle laufen auf Hochtouren.

Die Bürger werden am Donnerstag durch Postwurfsendungen informiert, mit den direkten Anwohnern werden städtische Mitarbeiter sprechen. Die Hilfsdienste werden informiert, auch die Polizei hat schon an einer ersten Koordinierungsrunde teilgenommen. „Wir haben am 17. September erlebt, wie besonnen die Viersener Bevölkerung reagieren kann“, sagt Thönnessen. „Wir hoffen, dass das jetzt wieder so ist.“

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