Viersen soll faire Stadt werden

Die Stadt könnte sich als „Fairtrade Town“ zertifizieren lassen — der erste Schritt ist bereits gemacht.

Viersen soll faire Stadt werden
Foto: Busch

Viersen. Maria Joosten-Joebges hat Schokolade mitgebracht. Bio-Vollmilch-Schokolade mit Espresso und Karamellcrisp aus der Dominikanischen Republik. „Zum Probieren“, sagt sie und bricht die Tafel in Stücke. Das sei ihre Lieblingsschokolade, sagt sie. Und fair gehandelt ist sie auch. Von dieser Schokolade, bei der man die Crisp spürt und den Kaffee schmeckt, sollte es noch mehr geben, findet Joosten-Joebges. „Natürlich wäre es letzten Endes das Ziel, dass es irgendwann einmal nur noch fair gehandelte Produkte gibt“, sagt sie. Aber natürlich weiß sie auch, dass dieses Ziel so hehr ist wie bis auf Weiteres unwahrscheinlich.

Fair gehandelt — das heißt nach dem in Deutschland bekannten „Fairtrade“-Siegel: stabile und existenzsichernde Mindestlöhne; zusätzliche Förderungen in den Anbauregionen; Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit; Umweltschutz; feste Preisaufschläge für Bio-Produkte, langfristige Handelsbeziehungen. An diesen Maßstäben sollen sich die Angebote in Viersen messen lassen. Besser früher als später — findet das Forum „Eine Welt“ und arbeitet daran, dass Viersen zur „Fairtrade Town“ wird. So wie Aachen, Münster, Düsseldorf und bislang 311 weitere Städte.

Gastronomiebetriebe müssen mindestens zwei faire Produkte anbieten, der Einzelhandel muss mitziehen, in öffentlichen Einrichtungen soll fair Gehandeltes verwendet werden. Im Stadtrat soll fairer Kaffee getrunken werden, gleichfalls soll die Stadtverwaltung mitmachen — das sind, kurz und knapp, die Voraussetzungen, damit Viersen als „Fairtrade Town“ zertifiziert wird. Mit der Politik sei man bereits im Gespräch.

„Ein neuer Geist“ solle in der Stadt herrschen, sagt Thomas Schmidt vom Forum „Eine Welt“. Um ein Bewusstsein für sein Anliegen zu schaffen, hat das Forum nun Online einen Einkaufsführer veröffentlicht, der tabellarisch auflistet, welche Fairtrade-Produkte heute schon wo in Viersen zu bekommen sind. „Wir waren überrascht, wie viel es schon gibt“, sagt Thomas Schmidt, der zudem feststellt: Es seien zuletzt immer mehr faire Produkte in den Handel gekommen.

Gelistet werden im Einkaufsführer 31 Verkaufstellen, also nicht nur einschlägige Welt- und Bioläden, auch hiesige Discounter, Tankstellen und Drogeriemärkte. Geschäften also, die in dem Ruf stehen, es mit den Produktionsbedingungen nicht so genau zu nehmen. Allerdings seien die fairen Produkte beim Discounter auch für finanziell Schwächere erschwinglich. Obgleich: „Fakt ist, es ist etwas teurer“, räumt Schmidt ein. Joosten-Joebges allerdings meint: „Selbst wenn alle, die es sich leisten können, fair gehandelte Produkte kaufen, wäre viel gewonnen.“

Den Einkaufsführer gibt es im Netz unter der Adresse:

forumeinewelt.wordpress.com

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