Von Sauerbraten und Co.

Der aktuelle Lebensmittelskandal hat das Pferdefleisch wieder in den Fokus gerückt. Am Niederrhein ist es altbekannt — und wird gern genommen.

Niederrhein. Der Pferdefleischskandal hat in ganz Deutschland für Aufregung gesorgt. Verständlich: In der Lasagne versteckte Ross-Teile will niemand auf dem Teller haben. Für nicht wenige Menschen kommt der Verzehr dieses Fleischs grundsätzlich nicht infrage, für sie gehören Pferde auf die Wiese und nicht auf den Herd.

Doch welche Auswirkung hat die momentane Diskussion auf niederrheinische Schlachthäuser und Metzgereien, deren Kunden ganz bewusst aufs Pferd setzen? Will niemand mehr Pferdefleisch kaufen, weil es durch die Fertigprodukte in einen schlechten Ruf geraten ist?

„Durch die aktuellen Geschehnisse kommen sogar noch mehr Leute zu uns“, sagt Renate Janßen von der gleichnamigen Pferdemetzgerei in Mönchengladbach. Teilweise hätten die Neukunden vorher überhaupt nicht gewusst, dass es Pferdemetzger gebe. „Und die wollen es jetzt einfach mal ausprobieren.“

Seit 35 Jahren gibt es die Metzgerei, die nur an zwei Tagen die Woche geöffnet hat. An den anderen Tagen sind die Janßens auf Märkten zu finden, unter anderem in Düsseldorf und Viersen. Überwiegend sind es Stammkunden, die bei ihnen an die Theke treten. Viele kommen nach wie vor aus einem Grund: Sauerbraten. „Richtig rheinisch muss er vom Pferd sein“, sagt die Frau des Lürriper Fleischermeisters über ihr „Lieblingsgericht“.

Doch auch Rouladen und verschiedene Würste werden angeboten. Die 63-Jährige schwärmt zudem vom Filet vom Pferd: „Ein besseres können Sie gar nicht kaufen. Das ist super-zart.“ Und, so fügt sie hinzu, auch günstiger. „Ein Kilo Rinderfilet kostet beim Metzger 50 bis 60 Euro. Vom Pferd ist es die Hälfte.“

Pferdefleisch gibt es auch bei Lorenz Tillmanns in Viersen. Und zwar sowohl als Filet, Roastbeef und Keulen als auch in Form von Tiernahrung „in Lebensmittelqualität“. Der 61-Jährige schlachtet die Tiere selbst und betont die hohen Auflagen durch die Behörden. „Das Veterinäramt kommt zu mir und überprüft die Tiere.“

Insgesamt gebe es drei Kontrollen: eine „Lebendbeschau“, eine Fleischbeschau und Stichproben, um mögliche Rückstände zu entdecken. Außerdem müsse der „Pferdepass“ zur Identifikation „zu 100 Prozent stimmen“, wie Tillmanns sagt. Wer bei ihm ein Pferd abgebe, muss unterschreiben, dass dieses in der letzten Zeit nicht medikamentös behandelt worden sei.

Doch was sind das für Pferde, die zu Wurst oder Braten verarbeitet werden? Renate Janßen nennt als Beispiel Tiere aus dem Umkreis, die nicht mehr zum Reiten oder zur Zucht geeignet sind. „Keine Pferde werden zum Schlachten gezüchtet und gehalten.“

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