Winter ist die Zeit der Pilze

Welche Arten sind essbar? Darüber informiert der Experte Johann Bender nach einem seltsamen Pilzfund in Nettetal.

Niederrhein. Feinschmecker, aufgepasst: „Um diese Jahreszeit finden wir noch regelmäßig den Austernseitling, einen schmackhaften Speisepilz“, sagt Johann Bender. Der Pilzkundler aus Mönchengladbach weiß sogar von sogenannten Winterpilzen zu berichten. Weshalb er sich nicht über einen seltsam anmutenden Pilzfund in Nettetal wundert, der Anfang Dezember für Verwirrung sorgte.

Auf einer Wiese nahe einem Feuchtgebiet im Stadtteil Kaldenkirchen wuchsen rund ein Dutzend hübsche Pilze. Anmutig der ockerfarbene Schirm, zur Mitte hin etwas gewölbt und dunkel gesprenkelt. Pilzsammler unter den Anwohnern waren ratlos, einige vermuteten eine ungenießbare Risspilzart. Zur Sicherheit wurden Experten um Rat gefragt.

Norbert Neikes von der Biologischen Station Krickenbecker Seen schaltete Karl Wehr aus Krefeld ein, auch Monika Deventer aus Viersen wurde hinzugezogen; beide von der Arbeitsgemeinschaft Pilzkunde Niederrhein. Zunächst herrschte Rätselraten, aber nach Sichtung der Lamellen stellte Wehr fest: „Eindeutig Hallimasch.“ Deventer kam zum selben Ergebnis: „Hallimasch, Armillaria mellea.“ Eher nichts für die Pfanne also.

Ungewöhnlich daran: Diesen Pilz findet man normalerweise nur bis Oktober, und dann laut Deventer „überwiegend büschelig wachsende Exemplare an Holz“ — und nicht auf einer Wiese. Des Rätsels Lösung: Keine zwei Meter von den Pilzen steht ein morscher Weidenstumpf; seine Wurzeln unter der Wiese sind der Nährboden für den Pilz, der mittlerweile zu unansehnlichen Klumpen geschrumpft ist.

Zwar ist der Hallimasch wichtig im Kreislauf der Natur, weil er Holz zersetzt. Aber wo er auftaucht, ist kein Gehölz vor ihm sicher. Ihn überhaupt um diese Jahreszeit zu finden, ist für den Experten Bender keine Überraschung: „Das hängt immer von der Witterung ab und ob’s feucht genug ist.“

Von den beliebten Speisepilzen gelten, so Bender, der Samtfußrübling und vor allem der Rauchblättrige Schwefelkopf gar als Winterpilze: „Der Schwefelkopf braucht die Kälte, wächst nach leichtem Frost so richtig.“ Nur Ahnung muss man haben, die richtigen Stellen finden und sich zur Sicherheit einem Pilzkundler anschließen, meint Bender. „Ich gehe jede Woche im Jahr in den Wald und finde meine Pilze.“

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