Wo die Niers natürlich wird

Im Projekt Burgbenden wurde wieder ein Stück ursprünglicher Auenlandschaft geschaffen.

Niederrhein. Es war einmal: Die Niers schlängelte sich munter durch Wiesen und Wälder, gestaltete mit Seitenarmen die Auenlandschaft. Aus und vorbei. Doch am Rand von Grefrath-Oedt gibt es wieder solch eine ursprünglich wirkende Landschaft: Im Niersauenprojekt Burgbenden wurde ein Altarm der Niers renaturiert.

Alles wurde auf den Kopf gestellt: Bäume und Schilf spiegeln sich im klaren Wasser des Altarms, leicht verzerrt, weil der Wind kräuselnde Wellen auf die Oberfläche bläst.

Das Spiel von Spiegelbild und Wellen eine Weile zu beobachten, beruhigt, tut gut. Still hier und einsam. Und voller Überraschungen: Da flattert flink ein blaues Gefunkel am Ufer entlang — ein Eisvogel. Ein schwimmender Kormoran sticht mit seinem hakeligen Schnabel ins flache Wasser, hoch über ihm in den Lüften ein Rotmilan. Natur in Reinkultur.

Diese Niersaue mit Altarm und Tümpeln wurde von 2000 bis 2003 künstlich angelegt, dann von der Natur so weiter gestaltet, wie es früher typisch war für den Niederrhein — als die Flüsse noch nicht begradigt oder kanalisiert waren. In der ursprünglichen Form indes ist die Flussaue auch Ausgleichsfläche bei Hochwasser.

Es wird nicht das letzte Projekt dieser Art sein: Die Europäischen Wasserrahmenrichtlinien schreiben grundsätzlich solche Naturierungen vor; die Niers wird weiter „entgradigt“.

Mit Erfolg wie hier am Wasserblick: Viele Tiere haben den Lebensraum zurückerobert, jetzt im Oktober lassen sich Heidelibellen beim Hochzeitsflug beobachten, Naturfreunde finden sich ein. „Ich genieße die schöne Landschaft der Niersaue, mache gern hier Rast“, erzählt Radwanderer Roman Zimprich aus Mönchengladbach. Ein Stück weiter sitzt ein anderer Mann im Gras, legt die Hand auf den Mund und flüstert: „Ich meditiere“. Er schaut versonnen aufs Wasser.

Doch die Ruhe hält nicht lange an. Viele Radler und Spaziergänger kommen von Burg Uda in Oedt zur Niersaue; der „Parkwächter“ genannte Holzturm weist den Weg zum Ufer. Die in der Wasserblicke-Broschüre angepriesene „Rasenfläche mit Bänken“ freilich entpuppt sich als sandiger Matschboden mit Grasbüscheln, die Boden-Markierung „Wasserblick 4“ liegt versteckt und überwuchert hinter einer Bank.

Plötzlich sind Kormoran, Eisvogel und Libellen auf und davon: Trotz des Schildes „Vogelschutzgebiet — Hunde bitte anleinen!“ scheuchen drei Hundehalter ihre Tiere zum Plantschen ins Wasser. Ohne solche Störenfriede aber ist es schön im Niersauenprojekt Burgbenden.

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