Zwei Rehkitze von Mäher getötet

In den Schwalmauen sind Rehe verendet. Akustische Wildscheuchen sollten das verhindern, wurden jedoch gestohlen.

Brüggen. Die Läufe sind gebrochen, an ihren Hälsen und an den Flanken klebt das Blut. Zwei Rehkitze sind in den Schwalmauen verendet, als dort am Wochenende eine Wiese gemäht wurde. Die Tiere wurden durch den Kreiselmäher verstümmelt. Eines der Kitze war sofort tot, das andere war so schwer verletzt, dass es von einem Jäger getötet werden musste. Dass die Tiere verendeten, obwohl Landwirte und Jäger in diesem Bereich zwischen Brüggen und Overhetfeld derzeit täglich unterwegs sind, um das Leben der Tiere zu retten, macht den Brüggener Jäger Jörg Wöhrmann wütend. „Wir haben extra Zettel an die akustischen Wildscheuchen geheftet, damit die Leute wissen, was das soll“, berichtet er. „Auf den Zetteln standen auch Handy-nummern für Rückfragen.“ Jetzt sind zwei dieser Geräte weg. Und zwei Kitze tot.

Die Fläche wird von Landwirt Helmut Jakobs aus Overhetfeld im Rahmen des Vertragsnaturschutzes extensiv bewirtschaftet. Wegen des Naturschutzes muss sich der Landwirt an bestimmte Vorgaben halten: Er darf zum Beispiel nicht düngen, darf keine Pestizide ausbringen. Das Heu ist Futter für Pferde und Rinder. Um sicherzustellen, dass keine Tiere im hohen Gras durch das Mähen zu Tode kommen, wählt man für die Mahd einen Zeitpunkt nach der Brut- und Setzzeit.

Um sicher zu sein, dass auch keine spät geborenen Kitze mehr im Gras liegen, wenn „Mähwetter“ ist, ruft Landwirt Jakobs dann den Jagdpächter Willi Pielen an. Er ruft Jäger Wöhrmann und befreundete Jagdkollegen an, und gemeinsam gehen sie morgens und abends an den Tagen vor der Mahd in der Dämmerungsphase über die Wiese. Sie tun das, um die Fläche für Rehe und andere Wildtiere, wie Fasan und Hase, unattraktiv zu machen: Indem die Jäger mit ihren Hunden durch das Gras laufen, stören sie die Muttertiere, die Ricken, so dass sie ihre Kitze nicht dort liegenlassen, sondern mit ihnen die Flucht ergreifen. Doch wenn das Gras brusthoch steht und es längere Zeit warm und trocken ist, findet auch ein guter Jagdhund nicht jedes Kitz. Als „letztes Ass“ nutzen Jäger und Landwirte zusätzlich für ein bis zwei Stunden am Morgen und am Abend die akustischen Wildscheuchen.

Die kleinen Geräte piepsen laut. Wöhrmann nimmt an, dass jemand die Geräte mitnahm, weil der Piepston nervte. Dass sich Menschen durch das Gepiepse gestört fühlen, weiß Landwirt Jakobs aus vielen Gesprächen. Teilweise werde er beschimpft. „Man muss schon ein dickes Fell haben, wenn man im Naturschutzgebiet arbeitet“, sagt Jakobs. Er hat vorn an seinem Traktor ebenfalls eine akustische Wildscheuche angebracht. Während er mäht, piepst das Gerät. „Gestern noch ist ein Kitz vor meinem Trecker aufgesprungen“, erzählt Pielen. Er fahre langsam, etwa drei bis vier km/h, und halte die Augen offen. Springe ein Kitz auf, halte er an, steige aus und scheuche das Kitz von der Wiese. „Die rennen ja nicht einfach weg“, sagt Jakobs, „die laufen ein paar Meter und suchen dann wieder im hohen Gras Deckung“.

Jetzt sind die Flächen gemäht. Die Kitze, die dieses Jahr geboren wurden, dürften nun sicher sein. Denn wenn die nächste Mahd ansteht in einigen Wochen, sind die Kitze älter. Während die wenige Wochen alten Tiere Deckung suchten, sei bei den älteren Tieren der Fluchtinstinkt stärker. Die Jäger werden weiterhin mit ihren Hunden die Flächen kontrollieren, bevor gemäht wird, und Wöhrmann wird neue akustische Wildscheuchen bauen. Nach der Erfahrung nun sei es aber vielleicht keine gute Idee, die Geräte auf der Wiese zu lassen, meint Wöhrmann: „Dann müssen wir eben für die ein, zwei Stunden dabei bleiben.“

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