Zwischen Euro-Krise, Bildung und DLRG

Uwe Schummer vertritt die Interessen des Kreises Viersen in Berlin. Doch wie sieht sein Arbeitsalltag in der Hauptstadt eigentlich aus? Die WZ hat ihn einige Tage begleitet.

Berlin/Willich. Die Tür zu seinem Büro steht wie immer offen. Stimmengewirr und lautes Lachen dringt hinaus auf den menschenleeren Flur. Es geht locker zu beim CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer im sechsten Stock des Paul-Löbe-Hauses in Berlin. „Wir haben sehr oft Praktikanten hier“, erzählt Büroleiter Christoph Heyes. Aktuell sind es gerade vier — eine Zahl, die so ungewöhnlich hoch ist, dass die Sitzplätze auszugehen drohen.

Das Stimmengewirr dreht sich Samstagmorgen um Fußballergebnisse, um einen schlauen Fuchs auf dem Gelände des Kanzleramtes, die Qualität der Bonbons mit dem Bundesadler, die in der Pressestelle ausliegen — und um die Diskussionen um den Doktortitel von Bildungsministerin Annette Schavan. „Turm in der Schlacht“ ist Christoph Heyes, dem es scheinbar mühelos gelingt, an den Praktikanten-Gesprächen teilzunehmen, Aufgaben an sie zu verteilen und gleichzeitig am Telefon Termine für seinen Chef zu koordinieren.

Der sitzt hemdsärmelig nebenan am Schreibtisch und studiert E-Mails. 40 bis 50 erreichen ihn am Tag. Heute steht der Mann aus Willich am Beginn einer neuen Berliner Sitzungswoche, da hat er einiges an Post abzuarbeiten. Sehr viel Zeit bleibt ihm allerdings nicht: Kurz vor 9 Uhr wirft er sich das Sakko mit dem Anstecker der heimischen DLRG über und eilt zum Europasaal. Dort nimmt Schummer an einer Sitzung des CDU-Arbeitsgruppe Bildung und Forschung teil.

Seit zehn Jahren ist der 54-Jährige Mitglied des Deutschen Bundestages. Als Obmann seiner Fraktion im Ausschuss für Bildung und Forschung hat er eine besonders arbeitsreiche Woche vor sich: Haushaltsberatungen in seinem Fachbereich stehen an. „Und am Donnerstag werde ich im Plenum zum Dualen Bildungssystem eine Rede halten“, berichtet Schummer auf dem Weg in den Sitzungssaal.

In der Arbeitsgruppe werden die Vorbereitungen für die Haushaltsberatungen getroffen. Es geht um ein Gesamtvolumen von 13 Milliarden — und um zehn Millionen Euro für eigene Vorschläge, für die noch eine Finanzierung gefunden werden muss.

Nach einer Stunde kommen Kollegen der FDP-Fraktion dazu, es wird über Bildungsketten und überbetriebliche Ausbildung diskutiert. Uwe Schummer meldet sich zweimal zu Wort, zwischendrin stärkt er sich mit einem Glas Milch und einer Salzbrezel mit Butter — eine Zwischenmahlzeit, die er in den nächsten Tagen noch häufiger einnehmen wird. Als es um Geld für die Deutsche Forschungsflotte geht, verlässt der Mann vom Niederrhein vor-übergehend den Raum. „Ich war noch kurz im Büro, um eine Mail zu beantworten“, erzählt er später.

Nach dem Ende der Sitzung wartet schon Besuch auf Schummer: Stefan Simnacher, Ratsherr in Willich und Landesgeschäftsführer der CDU-Mittelstandsvereinigung in NRW, schaut vorbei. Die Büro-Gespräche drehen sich um Lokalpolitik und das neue Euro-Krisen-Buch des Ökonomen Hans-Werner Sinn. Über dessen Bedeutung haben der Mittelständler Simnacher und der Arbeitnehmervertreter Schummer durchaus unterschiedliche Ansichten.

Um 14 Uhr trifft sich die Arbeitnehmergruppe der CDU — Schummer ist dabei. Eine Stunde später folgt die Fraktionssitzung, die bis zum Abend dauern wird. Und der Terminkalender der nächsten Tage sieht kaum besser aus: Mal nimmt Schummer im Ausschuss für Bildung und Forschung an einem „Fachgespräch über grenzüberschreitende Kooperationen im Bereich der Berufsbildung“ teil, wenig später trifft er sich im Büro mit Ingrid Sehrbrock, einzige CDU-Politikerin im Bundesvorstand des DGB. Sie hat ihm eine Studie zur „Generation abgehängt“ mitgebracht, bei der es um junge Menschen ohne Berufsausbildung geht. Kurze Zeit später begrüßt er eine kleine Besuchergruppe aus dem Wahlkreis — und bereitet sich schließlich auf seine Rede im Parlament vor.

Als Uwe Schummer dort donnerstags erscheint, trägt er zum ersten Mal in dieser Woche eine Krawatte — „aus Respekt vor dem Hohen Haus“, wie er sagt. Für ihn ist die Rede im Plenum „das Königsrecht des Abgeordneten“, das er zum Beispiel 2011 zweimal ausüben durfte. Im Krawattenbinden hat der Willicher allerdings wenig Erfahrung, warum etwa ein Dutzend Exemplare fertig vorbereitet im Schrank hängen.

In seine Rede lässt Schummer einige Erkenntnisse aus seiner Arbeitswoche einfließen, so unter anderem aus dem Fachgespräch über die „grenzüberschreitende Berufsbildung“. Und er versäumt es auch nicht, „der besten Bildungsministerin seit 1949“ den Rücken zu stärken.

Freitagmorgen stehen noch einige Termine in Berlin an, dann geht es zurück in Richtung Nordrhein-Westfalen. Die rund 70-stündige Arbeitswoche für den Abgeordneten Schummer ist damit allerdings noch nicht zu Ende: Schon am Freitagabend muss er zu einer Tagung ins Sauerland.

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