Mordfall Mirco: Geständnis, aber viele Widersprüche (mit Video)

Der Angeklagte gibt die Tat „im Wesentlichen“ zu. Aber entschuldigen will er sich nicht.

Krefeld. Der Prozess im Mordfall Mirco begann am Dienstag mit einem erneuten Geständnis: Olaf H. (45) ließ über seinen Verteidiger Gerd Meister bestätigen, er habe den Zehnjährigen aus Grefrath entführt, sexuell missbraucht und dann getötet. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien „im Wesentlichen richtig“, sagte Meister. Bei den Eltern des Jungen wolle sich Olaf H. aber nicht entschuldigen — „weil die Tat unentschuldbar ist“.

Am Tag der Tat habe sein Mandant Mirco zufällig getroffen, ihn ausgezogen und versucht, den Jungen sexuell zu missbrauchen. Dabei aber habe Olaf H. „gemerkt, dass dies nicht sein Ding“ sei.

Im Gegensatz zu den Vorwürfen der Anklage — und vorherigen Geständnissen bei den polizeilichen Vernehmungen — habe Olaf H. jedoch kein Messer für die Tötung benutzt, betonte Anwalt Meister. Auch sei das Tatmotiv nicht „sexuelle Frustration“ über eine ausgebliebene Erektion gewesen, sondern H. habe Mirco erdrosselt, um die Entführung und den sexuellen Missbrauch zu verdecken.

Mit dem Geständnis zu Prozessbeginn sei keineswegs „schon in der ersten halben Stunde das Urteil gefällt“, sagte der Vorsitzende Richter Herbert Luczak. Das Schwurgericht müsse versuchen, die tieferen Hintergründe der Tat aufzuklären — und die zahlreichen Ungereimtheiten und Widersprüche in den mittlerweile fünf unterschiedlichen Tatversionen von Olaf H.

Warum war Olaf H. am Tatabend angeblich ziellos durch die Gegend gefahren? Wie kam es wirklich zum Zusammentreffen mit Mirco? Und vor allem: War das Geschehen möglicherweise von Anfang an genau so gewollt, wie es sich ereignet hat? Das Gericht hat noch 13 Verhandlungstage und die Vernehmung von 40 Zeugen anberaumt, um diese Fragen bis Ende September zu klären.

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