L wie Landpartie: Mit zwei Pferdestärken unterwegs

Heute geht es um das L — wie Landpartie. Der Diepeshof bietet Touren mit dem Planwagen an.

Schiefbahn. „Hoch auf dem gelben Wagen sitz ich bei´m Schwager vorn . . .“ So beginnt ein altes deutsches Volkslied. Auch wenn der nur mit zwei Pferdestärken angeführte Wagen einen dunklen Plankenanstrich und eine helle Plane hat, gilt das Volkslied mehr denn je für die Landpartien des Diepeshofes. Und just beim Buchstaben L — wie Landpartie — ist das Sommer-ABC heute angekommen.

„Das war das Schönste, das ich vorne beim Kutscher sitzen durfte.“ Darin waren sich nämlich Sophia (5) und Darleen (6) einig. Die beiden haben gerade ihren Kindergeburtstag mit einer Planwagenfahrt durch die Schiefbahner Lande gefeiert.

Dem Hafflinger „Falko“ und dem Fjord-Pferd „Sepp“, die einen der zwei Planwagen des Diepeshofes ziehen, ist wie dem anderen Gespann, den zwei schweren Warmblütern „Bubi“ und „Hermann“, der Anlass ziemlich schnuppe. Egal, ob hinter ihnen die Kinder grölen, Schützen zur feucht-fröhlichen „After-Work-Party“ in die Neusser Skihalle kutschiert werden oder Brautleute ihre Gäste mit so einer Tour überraschen wollen. Die Vier trotten bereits seit vielen Jahren vornweg und hören nur auf das Kommando ihres Kutschers, Willi Mertens.

Die Landpartien des Diepeshofes sind gefragt. „Manchmal fahre ich vier- oder fünfmal am Tag“, sagte Willi Mertens, der eigentlich Metzgermeister ist und auch im angrenzenden Café und der Gaststätte gemeinsam mit Ehefrau Traudel gut zu tun hat. Die Saison geht von April bis September. Seine längste Landpartie ging mit dem Schützenzug „Gut Wehr“ über zwei Tage nach Kevelaer.

Aber auch die kurzen Touren liefern oft Anlass zum Schmunzeln. „So stoppte einmal bei einem Junggesellenabschied eine Dame die Kutsche und zeigte im Stahlwerk Becker einen professionellen Strip.“ Ein anderes Mal musste bei einer Tour eines Damen-Kegelclubs 60+ vor jedem Kanaldeckel gehalten werden. „Die Damen hatten sonst die Befürchtung, dass aus den kleinen Gläschen zuviel Schnaps, den sie in Unmengen dabei hatten, verschüttet wurde“, erzählt der Kutscher.

Wie lange fährt Willi Mertens, der am 23. August 56 Jahre alt wird, noch mit den 16er und 20er Planwagen durch die Lande? „Solange wie ich Bock auf den Bock habe“, sagt der Metzgermeister, der damit 1995 begonnen hat. Schon als 14/15jähriger sei er mit dem Ponyhengst „Mäxchen“ und mit einem Einachser unterwegs gewesen, sogar zu Familienfeiern nach Kempen.

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