Kanupolo: Kentern will gelernt sein

Anfänger müssen erst einmal richtig paddeln lernen. Später kommen das Auge für den Gegner und das Händchen für den Ball.

Leuth. Anpfiff. Zwei Spieler paddeln drauf los. Einer kommt von rechts und der andere von links, beide den Ball im Visier. Der schwimmt in der Mitte des Spielfeldes.

Wer zuerst da ist, gewinnt den Ball für seine Mannschaft. Abdrehen will keiner. Die Boote knallen aufeinander. Wasserfontänen spritzen in die Höhe. Die Damen haben den Ball erobert.

Mit Volldampf paddelt der Tross in Richtung gegnerisches Tor. "Elli! Geh ran!", ruft Trainer Klaus Scheffler. Der Torwart reckt sein Paddel in die Höhe, um den Kasten sauber zu halten- keine Chance, der Ball ist drin.

"Kanupolo ist ein schnelles Spiel und lebt von Kontern", sagt Scheffler. Zwei mal zehn Minuten dauert eine Partie. Pro Mannschaft sind fünf Spieler auf dem Feld. Im Kanu sitzend müssen sie den Ball so oft wie möglich ins Tor befördern. Das hängt zwei Meter über der Wasseroberfläche, ist 1,50 Meter breit und einen Meter hoch.

Den Ball dürfen die Spieler in die Hand nehmen, unter den Arm klemmen oder mit dem Paddel spielen, aber nicht länger als fünf Sekunden bei sich behalten.

"Das Spiel ist gerade für Anfänger schwierig zu koordinieren", erklärt Scheffler. Selbst geradeaus paddeln sei zu Beginn gar nicht so einfach.

"Man überzieht oft unbemerkt mit der stärkeren Hand", und dreht sich so, ohne es zu wollen. "Üben, üben, üben", sagt Scheffler. "Ein bis zwei Jahre dauert es schon, bis man die Paddeltechnik richtig raus hat."

Wer das erste Mal in einem Kanu sitzt, merkt sofort: Das ist eine wackelige Angelegenheit, schon der Einstieg eine Herausforderung. Die rechte Hand gehört hinten, mittig an den Rand des Einstiegslochs. Dann kommt das erste Bein.

"Einfach den Fuß mittig ins Boot stellen und das Gewicht vom Steg herüber verlagern", erklärt der Trainer. Aber bloß nicht zu schnell, denn wer mit zu viel Schwung das Ufer verlässt, landet sicher im Wasser.

Jedes Zittern und jeder Wackler übertragen sich auf das Kanu. Das Vertrauen in die Stabilität sinkt. Die Oberschenkel werden unter den Rand des Einstiegslochs geklemmt.

"Gerade sitzen ist wichtig für die Stabilität", erklärt der Trainer. Dann "nur noch" die Regeln beachten, den Gegner im Auge behalten, die richtige Taktik spielen und bloß nicht kentern, denn das will gelernt sein.

Für diesen Fall gibt es ja immer noch die Eskimorolle. Kippt ein Spieler um, reagiert er blitzschnell, zieht den Körper ans Boot und dreht sich so einmal um die horizontale Achse, ohne das Boot zu verlassen. Für die Profis ein Kinderspiel, für einen Anfänger unvorstellbar: im Boot festgeklemmt, kopfüber unter Wasser hängend, die Nerven behalten und das Richtige tun? "Das ist nicht so schlimm", sagt Scheffler.

Neben der Angst, zu Kentern, hat der Anfänger noch mit anderen Problemen zu kämpfen: Nach ein paar kräftigen Zügen schwellen die Arme an und werden kraftlos, die Beine tun weh vom Festklemmen. Und immer wieder dieses ungewollte Routieren um die eigene Achse...

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