Therapie für Kinder in Gefahr

Der Landschaftsverband will die Kosten für Kinder mit Förderbedarf nur noch zur Hälfte zahlen. Die Arbeit der Therapeutinnen steht damit auf der Kippe.

Therapie für Kinder in Gefahr
Foto: Ahlen

Kreis Viersen. Marlena kann Worte wie „Puppe“ oder „Haus“ von Karten ablesen und die Karten auch den entsprechenden Bildern zuordnen. Das ist nicht selbstverständlich für ein vier Jahre altes Mädchen, das an Trisomie 21 leidet. Der gleichaltrige Dijan leidet an einer Spastik in allen Körperteilen. Aber auch er hat mit Hilfe seines Lauftrainers in der integrativen Kindertageseinrichtung Kaiserpark in Waldniel stehen und sogar gehen gelernt.

Marlena und Dijan sind zwei gute Beispiele für die erfolgreiche Arbeit, die die Sprachheilpädagogin Christine Erdmann und die Physiotherapeutin in der Kita leisten. Doch die Zukunft ihrer Arbeit ist gefährdet. Es liegt, wie so oft, am Geld.

Bislang finanziert der Landschaftsverband Rheinland (LVR) pro fünf „integrativen“ Kindern eine Therapeutenstelle für jede Einrichtung. Zehn Kinder mit diesem Förderbedarf besuchen die Kita Kaiserpark. Macht besagte zwei Therapeutinnen aus.

Doch nach den neuen Richtlinien, die schon in diesem Sommer — mit einer Übergangsfrist bis 2015 — in Kraft treten sollen, gibt es pro Kind künftig vom LVR nur noch eine Pauschale von 5000 Euro. „Fünf Kinder bekommen demnach 25 000 Euro“, rechnet Klaus Esser, Kinderdorfleiter in Bethanien, welches die Kita betreibt, vor. „Dafür bekommt man nur noch eine halbe Therapeutenstelle und nicht mehr, wie bisher, eine ganze Stelle“, so Esser.

Den Rest, so nach Essers Worten die Idee des LVR, sollen die Krankenkassen zahlen. Mit denen gebe es aber noch keinen Vertrag, so dass völlig unklar sei, was denn da wirklich an Therapieleistungen und Hilfsmitteln finanziert werde.

Möglicherweise solle es darauf hinauslaufen, dass Therapeuten nicht mehr wie im Kaiserpark festangestellt und damit Teil des Teams seien, sondern als externe Dienstleiter „eingekauft“ werden müssten. Sie würden dann stundenweise in den Räumen der Kita die Therapien ableisten.

Diese Regelung halten sowohl Esser als auch Einrichtungsleisterin Katrin Wohkittel für falsch. Der Erfolg für die Kinder liege darin begründet, dass die Therapeuten Teil des Teams seien. Therapiestunden könnten so viel flexibler eingesetzt und auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten werden. Einem müden Kind nutze es nichts, wenn genau um 13.30 Uhr therapiert werden solle, weil ein Stundenplan das nun mal gerade so vorsehe.

Denn auch bei kleinen Dingen sind die Therapeuten bislang allgegenwärtig. Eine Übung für die Mundmotorik beim Zähneputzen nach dem Essen sei undenkbar ohne ständig anwesende Therapeuten. Außerdem leiten sie die Erzieherinnen an, worauf sie im täglichen Umgang mit den Kindern achten müssen, korrigieren hier und da im Vorbeigehen die Haltung eines Kindes und pflegen den engen Kontakt, durch den sie das Vertrauen der Kinder genießen.

Kommt es also nicht schnell zu einem Rahmenvertrag mit den Krankenkassen, könnten die Kinder im Kaiserpark spätestens im nächsten Sommer ein echtes Problem haben.

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