„Mein Sohn ist ein Hauptschüler - na und“

Die CDU will am dreigliedrigen Schulsystem in Tönisvorst festhalten. Sollte die Hauptschule Kirchenfeld nicht zu halten sein, zieht sie eine Verbundschule in Betracht.

Tönisvorst. Hinaus ging es mit Einsichten, Absichten und Appellen: Keine schulpolitische Diskussion ohne Eltern. Die Debatte behutsam führen. Entscheidungen nur im Konsens.

Und konkreter: Klares Bekenntnis zur Tönisvorster Hauptschule Kirchenfeld. Doch sollte es nicht gelingen, sie zu erhalten, weil die Schülerzahlen weiter sinken und das Land Veränderung einfordert, schließt die CDU das Stichwort Kooperation/Verbund nicht aus.

Wer mit wem - alles noch vage. Dabei steht das Ziel felsenfest: In Tönisvorst soll auch künftig jedes Kind jeden Schulabschluss machen können: Hauptschulabschluss, Mittlere Reife, Abitur.

Zwei Stunden zuvor war die CDU-Fraktion in den Dialog um die schulpolitische Zukunft der Stadt eingestiegen (siehe Kasten). Die Ausgangslage: Bis zum Jahr 2019 wird es im Kreis Viersen einen Schülerrückgang von 23 Prozent geben. "333 Klassen fallen weg. Das ist ein sehr großes Problem", kommentiert Referent Hans Baumgarten die Prognose des Ministeriums.

Dem Modell "Gemeinschaftsschule" (Schule der Sekundarstufe I mit gymnasialem Standard) steht die CDU skeptisch gegenüber. Sollte das dreigliedrige System auf Dauer nicht zu halten sein, favorisiert die CDU die Verbundschule, die Bildungswege von Real- und Hauptschule zusammenbringt.

Uwe Persicke, Schulpflegschaftsvorsitzender in Uedem-Weeze, lobt "seine" Verbundschule, die aus zwei kleinen Hauptschulen entstanden ist, in den höchsten Tönen, wird in Tönisvorst aber ausgebremst. Andreas Irkens, Schulleiter in Kirchenfeld: "In Weeze gab es weit und breit keine Realschule. Über diese Verbundschule wurde nun ein Realschulzweig etabliert. Das sind ganz andere Rahmenbedingungen."

Monika Ricken, Konrektorin der Realschule Leonardo da Vinci, pflichtet ihm bei: "Wir haben hier eine sehr gut funktionierende Realschule, die mindestens zehn Jahre dreizügig bleibt." Auch Irkens legt Zahlen nach: "Ab Klasse sechs sind wir zweizügig und weiter oben stark besetzt." Schulausschussvorsitzende Angelika Hamacher (CDU) spricht von einer "noch komfortablen Situation."

"Die Eltern haben die Wahl zwischen Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Das würden wir am liebsten erhalten." Doch die Hauptschule verliere deutlich an Boden. "Die Eltern haben schon mit den Füßen abgestimmt." Hamacher macht diesen Trend am schlechten Image der Schulform fest, schiebt "den Medien" einen Teil der Verantwortung zu.

Andreas Raedt, Schulpflegschaftsvorsitzender der Realschule, hakt ein: "Frage an die Politik hier: Warum wird nicht mehr Werbung für die Arbeit der Hauptschule gemacht?" Ihn haben die guten Abgänger-Quoten und Ausbildungschancen der Kirchenfeld-Schüler überrascht.

Ursula Manthei, Konrektorin dort, glaubt nicht, dass Werbekampagnen helfen. "Wir sind aufgrund von Zahlen im Zugzwang. Ich unterrichte aber kein Zahlenmaterial, sondern entwicklungsfähige Schüler." Sollte die Hauptschule geschlossen werden, müssten diese Tönisvorster Kinder nach Kempen, Süchteln, Anrath oder Krefeld fahren.

Sandra Stelmach, Schulpflegschaftsvorsitzende von Kirchenfeld: "Ich hatte für meinen Sohn erst eine andere Idee, habe ihn dann aber bewusst an der Hauptschule angemeldet. Kirchenfeld ist überschaubar. Die Lehrer kennen die Schüler. Mein Sohn ist Hauptschüler, na und? Er geht seinen Weg."

Selmach nimmt die Grundschulen in die Pflicht: "Die müssen aufklären, den Eltern die Angst nehmen, ihre Kinder auf die Hauptschule zu schicken. Man darf ein Kind nicht überfordern." So eine Schule sei wichtig. Selmach: "Kämpfen Sie, dass das so bleibt."

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