B-Boying: Mit Biss in die Power Moves

Vor vielen Jahren haben einige Jugendliche in St. Tönis mit „B-Boying“ begonnen. Der Älteste ist mittlerweile 31.

Tönisvorst. Es gehört viel Körperbeherrschung dazu. Und Muskelspannung. Nebst Disziplin. Rauchen und trinken? Damit kann man diese kreative Form der Bewegung — oder eher Sports — nicht leisten: Breakdance — oder B-Boying, wie es eigentlich heißt. Vor vielen Jahren haben sich eine Gruppe Jugendlicher im städtischen Jugendfreizeitzentrum gefunden.

Ihre Leidenschaft: Die tiefen Bässe und Loop-Rhythmen des Hip-Hop. Weil Platz und Raum in der städtischen Einrichtung für sie vorhanden war, fingen sie an, die Energie dieser speziellen Musik für sich in Bewegung — bis hin zu akrobatischen Einlagen — umzusetzen. Eine definitiv schweißtreibende Angelegenheit. Heute werden sie für teuer Geld für Stadtfeste und andere Anlässe gebucht. Einer hat sogar jetzt sein eigenes Studio eröffnet.

Toby, mittlerweile 28 Jahre alt, hat mit 16 Jahren angefangen. „Es gibt vier Grundformen: Toprocks, Footworks, Freezes und Power Moves“. Letztes sind Drehungen auf dem Kopf. Seine Spezialität sind unter anderem Freezes. Hierbei friert man seine Bewegung aus Sicht der Schwerkraft in einer schier unmöglichen Position ein: Hände und Knie zunächst auf dem Boden, dann die Beine horizontal in die Luft strecken und den ganzen Körper schließlich seitwärts drehen.

„Man muss am Anfang ein bisschen Biss und Geduld haben“, sagt Toby. Er lächelt freundlich und bescheiden — ganz Gentlemen-like. Denn dem Nichttrainierten scheint ein Minimum an hundert Liegestützen pro Tag für so ein Kunststück unerlässlich.

Was hinkommt: Bis Sehnen, Gelenke und Muskeln so weit aufgebaut sind, dass sie das Gewicht des Körpers in diesen Positionen halten können, kann es mehr als ein Jahr dauern. Toby selbst hat immer nach der Schule täglich von 15 bis 22 Uhr im JFZ an Gelderner Straße trainiert.

„Die Musik animiert einen, über die eigenen Grenzen hinaus zu gehen“, erläutert Cenk (28), der ebenfalls viel Freude an den Freezes hat. Wenn man erst einmal die Foundations — also Grundkenntnisse habe und die Grundschritte beherrsche — könne man mit Breakdance seinen Charakter ausdrücken. Es sei wie eine Art Sprache. Und dieser Tanz trainiere nicht nur den Körper, sondern auch den Geist, erklärt er.

„Entstanden ist die B-Boying in den USA. Anstatt zu kämpfen, haben die Crews — jugendliche Gruppen — sich mit diesem Wettkampf gemessen“, sagt Abdul (30). Er beherrscht die sogenannten „Poppings“ und „Floats“ besonders gut. Popping beinhaltet unter anderem roboterhafte, ruckartige Bewegungen. Bei Floats muss man unwillkürlich an den Moonwalk von Michael Jackson denken.

„Man kann Stress abbauen, die Außenwelt vergessen, und wir können wir selbst sein“, erläutert Chan (31) seine Faszination für B-Boying. „Es ist eine perfekte Art abzuschalten“, ergänzt Mo, mit 21 Jahren der Jüngste in der Runde.

Wie die anderen hat er sich seine Fertigkeiten selbst beigebracht. Inzwischen hat er sogar eine eigene Tanzschule in Krefeld eröffnet. cp

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