Bürgermeister Goßens Live-Show im Altenheim

Jutta Hartmann, Heimleiterin des Antoniuszentrums, lädt Persönlichkeiten zu Gesprächen ins Haus. Ihr erster Gast war der Tönisvorster Bürgermeister.

St. Tönis. „Der ist ja ganz sympathisch. Das hätte ich nicht gedacht“, kommentierte ein Zuhörer zum Schluss — einer von 30 Bewohnern des Antoniuszentrums, die am Freitag eine Talkrunde im eigenen Haus erlebt hatten. Nicht als Fernsehzuschauer, sondern als Live-Publikum mit Fragerecht. Zu Gast war Bürgermeister Thomas Goßen, vis-à-vis von Heimleiterin Jutta Hartmann und Eberhard Bökelmann (84), Vorsitzender des Heimbeirates.

Die Idee zu dieser Runde hatte Jutta Hartmann, die sich mit Eberhard Bökelmann Fragen notiert hatte. Was macht ein Bürgermeister eigentlich den ganzen Tag? Thomas Goßen nannte zwischen den vielen Besprechungen und abendlichen Sitzungen vor allem einen Punkt, der ihm sehr wichtig war: „Ich versuche jeden Tag zu Mittag eine Stunde im Kreise meiner Familie und bei den beiden Kindern zu sein.“

„Sind Sie eigentlich mit unserem Leben vertraut?“, wollte Eberhard Bökelmann wissen. Im Detail natürlich nicht, auch wenn er oft im Gespräch mit den Mitarbeitern sei und ab und an mal zu besonderen Geburtstagen die Bewohner besuche, antwortete Goßen.

Ältester Senior war am Freitagvormittag der 97-jährige Arnold Krause. Fünf Jahre jünger war Josefia Küsters, die stellvertretende Heimbeiratsvorsitzende. „Mir gefällt es hier sehr gut. Ärgerlich ist nur der Mangel an Fachärzten, und dass Hautärzte oder Urologen überhaupt keine Hausbesuche mehr machen“, sagte die 92-Jährige. Jutta Hartmann konnte den Ärger nachvollziehen: „Das ist schon sehr problematisch.“

Was tut Tönisvorst, um dem fortschreitenden Alter seiner Bewohner gerecht zu werden? Darauf erwiderte Goßen, dass man alles daran setze, mehr barrierearmen Wohnraum in die Zentren zu bekommen. St. Tönis dürfe nicht nach „außen ausfransen“, sondern müsse sich auf die Innenstadt konzentrieren. Wohnraumberatung werde in seiner Behörde künftig einen höheren Stellenwert einnehmen.

Johanna Reyer (88) wird seit etwa fünf Jahren im Antoniuszentrum betreut und ist zufrieden: „Ab und zu wird mal über das Essen gemeckert, aber das passierte früher zu Hause genauso.“

Goßen versprach, künftig öfter reinzuschauen. Er gab die Termine seiner Bürgersprechstunde durch, jeden Montag in seinem Büro. „Sie können eine Bürgerfragestunde ruhig mal hier bei uns machen,“ sagte Bökelmann.

Jutta Hartmann betonte, dass die über 40 ehrenamtlich arbeitenden Männer und Frauen weitere Unterstützer benötigen. Vor allem ein älterer Herr für den Männer-Stammtisch am Freitagmorgen werde gesucht. Die Talkrunden mit Tönisvorster Persönlichkeiten will Hartmann viermal im Jahr durchführen.

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