St. Tönis Flüchtlingshilfe: Willkommensgruß mit Kuchen

Das Kochteam der Evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis hat für Flüchtlinge gebacken.

St. Tönis. Zwei vor zwei. Die Tische im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde sind mit 40 Tellern, Kaffee- und Teetassen gedeckt, die Flächen dazwischen sind herbstlich-bunt dekoriert mit Blumen, Servietten und Kastanien.

Rebecca Silberberg hat 2014 ihr Abitur am Michael-Ende-Gymnasium gemacht. Sie studiert in Freiburg Musikwissenschaften und Germanistik. Während ihrer Semesterferien hat sie Flüchtlinge in St. Tönis in Deutsch unterrichtet. Drei ihrer Schüler traf sie am Freitag beim Kaffeetrinken im Gemeindesaal. „Die Menschen und ihr Schicksal lassen einen nicht mehr los“, sagt die 19-Jährige.

Rebecca Silberberg hat 2014 ihr Abitur am Michael-Ende-Gymnasium gemacht. Sie studiert in Freiburg Musikwissenschaften und Germanistik. Während ihrer Semesterferien hat sie Flüchtlinge in St. Tönis in Deutsch unterrichtet. Drei ihrer Schüler traf sie am Freitag beim Kaffeetrinken im Gemeindesaal. „Die Menschen und ihr Schicksal lassen einen nicht mehr los“, sagt die 19-Jährige.

Foto: Lübke

Auch an der langen Kuchen-Tafel ist nichts mehr vorzubereiten. Die Damen vom Kochteam stehen und sitzen, plaudern und sind voller Vorfreude und Spannung, wie ihre Einladung zum gemeinsamen Kaffeetrinken wohl bei den Flüchtlingen ankommt. „Wir haben gehört, dass sie gerne Süßes essen“, sagt Ingeborg von Kalkstein.

27 haben ihr Kommen angekündigt, sich in Listen eingetragen, die Karin Steffan von der Flüchtlingshilfe in englischer, arabischer und deutscher Sprache in der Sporthalle an der Gelderner Straße ausgehängt hat.

Endlich kommt der erste Gast. Ein Lächeln, ein Händedruck, die Geschäftigkeit der Damen setzt ein. „Kaffee? Tee?“ Immer mehr Gäste betreten den Saal, der Geräuschpegel steigt, Stimmen und Sprachen vermengen sich. Rebecca Silberberg hat Platz genommen. Die 19-Jährige winkt einigen ihrer Schüler zu, drei jungen Männern, die zu ihrem Deutsch-Kurs kommen, den sie montags und freitags anbietet. Es sind vier arabisch sprechende Schüler und ein Perser.

„Meine Mutter hat das schon gemacht“, erklärt Rebecca, warum sie sich während ihrer Semesterferien ehrenamtlich engagiert. „Wenn man einmal den Menschen begegnet ist, lassen sie einen nicht mehr los.“ Rebecca schätzt den direkten Kontakt. „Montag gebe ich noch eine Deutschstunde. Dann fahre ich wieder nach Freiburg.“

Die Begegnung mit den Menschen und ihren Schicksalen hat die junge Frau berührt. Sprachbarrieren hat sie auf unkomplizierte, offene Art überwunden: „Wir ,reden’ mit Händen und Füßen. Ich könnte Menschen auch vortanzen, was ich möchte.“

Gerhard Koslowski gesellt sich an den Tisch. Er ist in der Flüchtlingshilfe aktiv, ein Rentner mit Herz und Gewissenhaftigkeit, der zurzeit jede Menge bürokratische Wege für eine Familienzusammenführung zurücklegt. Jaza, so heißt der volljährige Syrer, den er betreut, will er mit Ramadan, dessen 17-jährigen Bruder, zusammenbringen. Ramadan ist noch Baden-Württemberg zugeteilt. Koslowksi: „Ich habe bisher nur eine Ausnahmegenehmigung, dass die Brüder hier in St. Tönis zusammenwohnen können. Aber die zuständige Bezirksregierung in Arnsberg reagiert langsam.“

Karin Steffan strahlt. Endlich ist der Saal so voll wie angekündigt. Auch die Flüchtlinge, die zum Freitagsgebet nach Krefeld geradelt waren, sind eingetroffen. Steffan, hauptberuflich im Standesamt tätig, kümmert sich in ihrer Freizeit viele Stunden um Asylbewerber. „Mein Mann sagt immer: Mach’ — das ist dein Ding.“ Die Idee dieses Treffen sei toll, schwärmt Steffan. Die Motivation der vielen Helfer sei hoch, sagt sie, und nennt stellvertretend etwa die dolmetschende Jovana Mohring, „das Herzstück der Flüchtlingshilfe“. Und sie kommt auch auf die Dankbarkeit der Flüchtlinge zu sprechen, deren Vertrauensvorschuss sie oft anrührt. „Wenn man hinter ihre Schicksale schaut, auf das, was sie alle erlebt haben, bleibt einem das Herz stehen.“ Jeder der Flüchtlinge, den sie betreue, habe „einen triftigen Grund, hierher geflüchtet zu sein“.

Der junge Mann neben Norbert Stammnitz ist einer der der „Klassenbesten“ im Deutschkurs für Fortgeschrittene. Er lobt den Schokoladenkuchen so sehr wie den geselligen Nachmittag. „Ich bin seit acht Monaten hier“, sagt er und zeigt auch seine vier Freunde, die im Gespräch mit Dagmar und Jasmin Hennig vertieft sind, die ebenfalls ehrenamtlich Deutsch unterrichten.

Der Kuchenmenge des hoch zufriedenen Kochteams ist derweil auf zwei Platten reduziert worden. Das herzliche Willkommen ging durch Herz und Magen.

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