Krankenhaus sucht einen Partner

Das Antoniuszentrum will eine strategische Partnerschaft eingehen. Der erkrankte Geschäftsführer wird vertreten.

Tönisvorst. Gewöhnen sollten sich die Tönisvorster schon einmal an den Begriff „strategische Partnerschaft“. Das Schlagwort wird bis Jahresende immer wieder Thema sein, denn die Antoniuszentrum GmbH, also Kranken- und Seniorenhaus der Stadt, will den Weg in die Zukunft nicht allein antreten. Um dauerhaft im Wettbewerb mitzuhalten, den Kostendruck zu stemmen, suchen Gesellschafterversammlung, Aufsichtsrat und Geschäftsführung Begleitung und geben die Eigenständigkeit auf — wie die Hospitäler in Kempen und Willich dies schon getan haben.

„Das Haus wird das Gespräch mit anderen Krankenhäusern in der Region führen“, sagt Bürgermeister Thomas Goßen. Die Verantwortlichen tun dies zurzeit und möglicherweise länger ohne Geschäftsführer Klaus Becker (Foto), der erkrankt und dessen Genesung noch nicht abzusehen ist.

Sein Ausfall hat bereits personelle Veränderungen im Antoniuszentrum nach sich gezogen. Das sehen die seit mindestens zwei Jahrzehnten geltenden Statuten im Gesellschaftervertrag so vor, betont Goßen.

Andreas Schönleber, bisher stellvertretender Geschäftsführer, und Chefarzt Dr. Friedhelm Caspers (Geriatrische Rehabilitation) sind nun als „gemeinschaftliche Geschäftsführer“ bestellt, bestätigt Goßen. Zeitlich befristet sei diese Berufung nicht. Kehrt Klaus Becker zurück, der bisher das Alleinvertretungsrecht besaß, hat die Antoniuszentrum GmbH künftig drei gleichberechtigte Geschäftsführer. „Damit blähen wir aber nicht den Kostenapparat auf“, versichert Goßen.

Auf die Beantwortung der Frage, ob und wie zufrieden Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat mit der Arbeit des bisherigen alleinigen Geschäftsführers Becker sind, ließ Goßen sich nicht ein.

Die Mitarbeiter von Kranken- und Seniorenhaus sind am vergangenen Donnerstag in einer Betriebsversammlung über die Personalien und die nächsten Schritte informiert worden. Goßen betont, dass man sich in der Region umsehen werde, lässt sich dabei aber weder auf die Zahl möglicher Partner noch auf den Standort oder Städte wie Krefeld, Mönchengladbach oder Kempen festlegen. Die Gespräche werden Gesellschafterversammlung, Aufsichtsrat und die beiden Geschäftsführer eng miteinander abgestimmt führen. „Hier gilt Sorgfalt vor Schnelligkeit“, sagt Goßen.

Auch Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Leuchtenberg (Foto) betonte am Dienstag: „Wir haben keinen Druck.“ Vor den Mitarbeitern habe man das Ziel ausgegeben, bis Ende des Jahres eine Perspektive für eine dauerhafte, auf das ganze Haus bezogene Partnerschaft gefunden zu haben.

„Wir gehen selbstbewusst in die Verhandlungen“, sagt Goßen und verweist zum Beispiel auf das gut funktionierende Notarztsystem vor Ort. Und darauf, dass das Haus gut aufgestellt sei. „Wir haben hier in Tönisvorst sehr, sehr sparsam und solide gewirtschaftet. Die Mitarbeiter, die Qualität ihrer Arbeit unter diesen engen Rahmenbedingungen muss man wirklich hervor heben. Diese Mitarbeiter sind das Kapital des Hauses schlechthin.“

Auf der Betriebsversammlung haben die Mitarbeiter auch Fragen zur Geschäftsführung, zur wirtschaftlichen und personellen Zukunft des Hauses gestellt.

Auf Nachfrage der WZ, ob zu befürchten sei, dass ohne einen Partner in fünf, sechs Jahren das Licht im Krankenhaus ausgehen könne, antwortete Goßen: „Man kann nur schwer sagen, was in Zukunft passiert. Wir wollen aktiv handeln.“ Partnerschaft ist die Strategie. Man könne in keinster Weise von einer Fünf-vor-Zwölf-Situation sprechen, so Goßen.

„Das Haus ist immer noch eine sichere Bank, aber es wird schwieriger in der Krankenhauslandschaft,“ sagte Leuchtenberg. Auf die Situation in Kempen angesprochen, dessen Hospital zuletzt von der Insolvenz bedroht war und das nun von Artemed betrieben wird, antwortete Leuchtenberg: „Kempen war ein Fingerzeig darauf, was passieren kann. Es ist nicht gut, wenn man unvorbereitet nach einer Lösung suchen muss.“ Ohne Not mit anderen zu reden, sei immer besser.

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