Kröten-Rettung am Stockweg

Am Stockweg sammeln Klaus Ingenhag und Thorsten Reich Kröten ein, damit die Tiere nicht überfahren werden.

Tönisvorst. Endlich Frühling! Das denken auch die Kröten, für die die Wanderung zu den Laichgewässern begonnen hat. Wie am Freitag am Stockweg in Forstwald. Gerade klammert sich ein paarungsbereites Männchen auf dem Rücken des Weibchens fest und will so huckepack zum Gewässer getragen werden. Typisch Mann! Und selbst die Weibchen erreichen sicher und ohne große Mühe ihr Ziel: das Baggerloch. Klaus Ingenhag (50) und Thorsten Reich (39) tragen sie in Eimern sicher über die Straße.

Es ist 7.30 Uhr. Heute ist der siebte Tag, an dem die beiden an der Laschenhütte wohnenden St. Töniser für den sicheren Transport der Erdkröten und Molche sorgen. Klaus Ingenhag, Vemessungstechniker von Beruf, ist der abendliche Einsammler, Kfz-Meister Thorsten Reich der Morgensammler. „Je nach Temperatur und Wetterlage — optimal sind Dunkelheit, Temperaturen ab sechs Grad und leichter Regen — dauert unser Einsatz zwischen zwei und sechs Wochen“, erklärt Ingenhag.

Er steht an einem Krötenzaun, der kürzlich aufs Neue in einer Länge von etwa 200 Metern am ehemaligen Kasernengelände von Mitglieder der Bürgerinitiative Laschenhütte angelegt worden ist. Es ist eine kleine, abgetrennte, etwa 25 Zentimeter breite Schleuse direkt am Zaun. Im Abstand von 15 bis 20 Metern stecken spatentief Eimer in der Erde, in die die Froschlurche fallen.

Klaus Ingenhag kann sich noch an einen Abendspaziergang mit seiner Ehefrau Ulrike im Jahr 2006 erinnern: „Damals sahen wir unzählige Kröten, die auf dem Stockweg überfahren wurden.“ Über den Artenschutz und die Vorgehensweise informierte sich das Ehepaar dann bei der Stadt und dem Kreis Viersen. Von dort kam Unterstützung: Schilder mit der Aufschrift „Krötenwanderung“ wurden aufgestellt. Ab 2007 war zum ersten Mal der Krötenzaun fertig, damals wurden etwa 250 Tiere eingesammelt. Die Zahl kletterte sogar auf 650 im Jahr 2011.

Heute Morgen werden etwa 20 Erdkröten eingesammelt. „Wenn es in der Nacht geregnet hätte, wären es viel mehr gewesen“, sagt Ingenhag. Der Regen ist wichtig, damit die Tiere nicht austrocknen.

Die Kröten verhalten sich mucksmäuschenstill. Und sie brauchen auch keine Angst zu haben: Die Tiere werden am gegenüberliegenden Zaun des Stocksees wieder in die Freiheit entlassen. Die Männchen krallen sich weiterhin fest, sind aber mit den sonst üblichen Rufen, die wie ein „öök, öök, öök“ klingen, noch zurückhaltend.

Wie kommen die Amphibien dann wieder zurück? Ingenhag: „Der Rückzug geht schleppender vor sich, den müssen die Kröten dann selbst schaffen. Uns geht es in erster Linie darum, dass wir die Fortpflanzung sichern.“ Nach der Wanderungswelle zum Laichgewässer wird der Zaun wieder abgebaut, damit dieser kein Hindernis mehr darstellt.

Was den beiden Tierschützern noch wichtig ist: Die Autofahrer, denen die Kröten auf der Fahrbahn begegnen, sollten etwas behutsamer und rücksichtsvoller fahren.

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