Kunst mit Kratzern und Kaffeemehl

Anna Schriever zeigt Bilder im Trauzimmer in St. Tönis.

St. Tönis. Das Trauzimmer im St. Töniser Rathaus wird bis in den Dezember hinein auch zur Galerie: Anna Schriever aus Mettmann zeigt eine Auswahl ihrer Bilder, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht. Die Darstellungen sind geprägt von Vielschichtigkeit, bewusster Unschärfe und innerer Tiefe. Die Abgebildeten möchten vom Betrachter individuell entdeckt und charakterisiert werden.

Die Künstlerin ist 52 Jahre alt, lebt und arbeitet in Mettmann und hat Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal studiert. Als Malerin ist sie Autodidaktin. Durch persönliche Kontakte nach St. Tönis ist es jetzt zu dieser Ausstellung gekommen.

Was auf den ersten Blick auffällt: Die Farbe Grau in all ihren Schattierungen überwiegt. Der Mensch ist leicht verschlüsselt, der Betrachter kann nicht immer zweifelsfrei erkennen, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Es gibt keine Hintergründe, keine erkennbare Kleidung — nichts soll ablenken, die volle Konzentration soll auf den Gesichtern liegen.

Anna Schriever benutzt Acrylfarbe, die sie konventionell mit dem Pinsel aufträgt. Aber sie greift ergänzend auch zu anderen Materialien — wie etwa Kaffeemehl. Und den Pinsel tauscht sie schon mal gegen diverse Kratzwerkzeuge ein, die ihre Spuren auf den Bildern unübersehbar hinterlassen. Die Malerei dominiert, aber es sind auch zeichnerische Elemente erkennbar. Alles zusammen sorgt für den diffusen, rätselhaften Charakter der Bilder.

Menschen in besonderen Situationen sind vor allem die Impulsgeber für Anna Schriever, der im Jahre 2000 der Kulturpreis des Kreises Mettmann verliehen wurde. Das Mitglied des Ruhrländischen Künstlerbundes Essen und der Gedok-Regionalgruppe A 46 (Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen) zeigt im St. Töniser Trauzimmer vor allem Träumer, Nachdenkende und Nachdenkliche.

Die Zerbrechlichkeit dieser Menschen wird durch die zarten Farbspiele betont. Zerbrechlichkeit möchte die Künstlerin allerdings nicht als Schwäche verstanden wissen. Ihre spezielle Malweise lädt den Betrachter dazu ein, sich intensiv mit den einzelnen Gesichtern auseinanderzusetzen.

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