Martinslieder gestohlen?

Vorwurf aus Kempen: Auch das Püfferkes-Rezept soll abgekupfert sein. Das Martinskomitee sagt: Alles Quatsch.

St. Tönis. Alles nur geklaut? Es geht um das Heftchen mit Martinsliedern — vom St. Töniser Martinskomitee im vergangenen Jahr zum 125-jährigen Bestehen herausgebracht. Und seither nutzen Kinder und Erwachsene das Teil, um aus voller Brust dem Heiligen zu huldigen. Aus Kempen kommt ein Plagiatsvorwurf: Vier Lieder und das abgedruckte Rezept für Püfferkes sollen aus einem ähnlichen Heft in Kempen ohne zu fragen einfach übernommenworden sein.

Zu den Fakten: Als das Martinskomitee das Heftchen zusammenstellte, sah es sich bei den benachbarten Vereinen um. Und wurde in Vorst fündig, die schon einmal ein solches Heft herausgegeben hatten. „Die haben gesagt: Bedient Euch“, erklärt Jürgen Kuhlenschmidt, Vorsitzender des St. Tönis Martinskomitees. Was die Vorster nicht gesagt hatten: Sie hatten sich zuvor selbst in Kempen bedient. Was nun dazu führte, dass der Kempener Georg Derks, der das Heft für den dortigen Martinsverein mitgestaltet hat, jetzt Regressansprüche stellt.

Für das St. Töniser Komitee ist Rolf Schumacher mit dem Vorgang befasst. „Der Mann will 120 Euro haben. Er hat uns eine Frist gesetzt bis zum 20. November. Danach will er die Angelegenheit in ’erfahrene Hände’ geben.“

Wie reagiert die St. Töniser Seite auf den Plagiatsvorwurf? Es geht um die Lieder „St. Martin“, „Lasst uns froh und munter sein“, „Laterne Laterne“ und „Der Herbststurm“. „Das ist traditionelles Liedgut. Da kann es doch keine Rechte drauf geben“, sagt Rolf Schumacher. Und genau das hat er dem Kempener geschrieben. Das sei ein klarer Fall von „Erbsenzählerei“. Es sei keinerlei Copyright verfügt, das Martinskomitee habe nichts abgeschrieben oder übernommen. „Deshalb habe ich die Rechnung über 120 Euro auch zurückgeschickt.“

Einen internen, nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag machte Schumacher dann doch: „Ich habe vorgeschlagen, Herrn Derks mit 50 Prozent an unserem Erlös zu beteiligen“, erklärt Schumacher. Der sei 0 Euro, und die Hälfte davon komme auch auf 0 Euro aus.

Dabei sind die Martinslieder nicht das einzige, was der Kempener Derks angreift. Auch das Rezept für die Püfferkes sei abgeschrieben, behauptet er. Derjenige, von dem es stammt, sei eindeutig der frühere Kempener Bürgermeister und Konditor Karl-Heinz Hermans. „Quatsch“, sagt Rolf Schumacher. „Das Rezept ist von Gerda Marie Nötges — und die hat es von ihrer Mutter. Es stammt aus dem Jahre 1940 oder ist noch älter.“ Die Mengenangaben in dem Rezept seien einer Zeitung oder einer Zeitschrift entnommen.

Entspannt sieht diese Diskussion der Kempener Alt-Bürgermeister Karl-Heinz Hermans. „Da habe ich kein Urheberrecht drauf. So etwas würde mir im Traum nicht einfallen.“ Er hat an diesem Morgen bereits wieder Püfferkes gebacken und mit großem Erfolg verteilt: „Alle waren begeistert.“

Was sagt Georg Derks? Die WZ bat um einen Rückruf, der aber nicht erfolgte.

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