Seniorenheime: Dokumentation erstickt Pflege

Das Personal in den Pflege- und Seniorenheimen klagt über die ausufernde Bürokratie.

St. Tönis. Das Problem liegt klar auf der Hand: Der Dokumentationsaufwand in der Pflege nimmt immer größere Ausmaße an. Die Zeit, die für die eigentliche Betreuung der Senioren bleibt, nimmt stetig ab.

Ob in Willich, Tönisvorst oder Nettetal, die Pflege- und Seniorenheime sind alle gleichermaßen betroffen. Das machten die 40 Heim- und Pflegedienstleiter aus den verschiedenen Einrichtungen im Kreis Viersen beim Gespräch im St. Töniser Antoniuszentrum mit CDU-Bundestagsmitglied Uwe Schummer und Elisabeth Beikirch, Ombudsfrau zur Entbürokratisierung der Pflege im Bundesgesundheitsministerium, klar.

„Der Personalschlüssel für die Pflegestufe I liegt bei einer Schwester bzw. einem Pfleger für 4,2 Bewohner. Wir haben so schon zu wenig Zeit, was durch die Vielschichtigkeit der vorgeschriebenen Dokumentation noch verstärkt wird“, beklagt sich Silvia Küppers, Einrichtungsleiterin des Anrather Seniorenzentrums St. Josef.

So reich es zum Beispiel nicht aus, Körperpflege in der Dokumentation anzugeben, sondern diese müsse ganz explizit beschrieben werden. Das reicht von Angaben über die Wassertemperatur bis hin zum benutzten Pflegeprodukt. „Im Prinzip sind das alles Dinge, die wir als Fachkräfte sowieso berücksichtigen. Aber wir müssen es auch noch aufschreiben und abhaken.“

Das koste Zeit, die man lieber dem Patienten widmen würde, denn auch das Zwischenmenschliche, die Kommunikation, spiele eine Rolle. „Doch die fällt in den engen Zeitrastern hintenüber. Dafür gibt es keine Zeit“, bemerkt Christiane Dabels, Pflegedienstleitung des St. Töniser Antoniuszentrums.

Dazu komme, dass die Kontrollorgane, der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) und die Heimaufsicht, voneinander abweichende Dokumentationen forderten.

Beikirch und Schummer nehmen den Wunsch nach einer Abstimmung zwischen Heimaufsicht und MDK sowie weniger Kleinteiligkeit in der Dokumentation mit nach Berlin. „Es geht nicht, dass die Qualitätsforderungen hochgeschraubt werden, ohne zu schauen, wer das bewältigen kann“, sagt Beikirch.

Sie könnte sich auch anstelle der bisherigen parallelen Prüfung von Heimaufsicht und MDK eine zeitlich versetzte Regelprüfung von einem auf das andere Jahr vorstellen. Zudem steckt die Forderung nach Prüfungen, die 24 Stunden vorher angekündigt werden, im Gepäck von Beikirch und Schummer. Diese Regelung sei für die ambulanten Dienste bereits vorgesehen. Die stationären Einrichtungen hätten sie ebenfalls gerne, um sich im Tagesablauf einrichten zu können.

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