US-Präsident lässt die Puppen tanzen

In „November“ war Jochen Busse im Forum Corneliusfeld zu sehen.

St. Tönis. Das Publikum kann es durchaus nachvollziehen und amüsiert sich königlich: Wie da der Präsident der Vereinigten Staaten in „November“ ganz tief unten in die Kiste mit den Flüchen greift, um seinem Unmut Ausdruck zu verleihen. Die Broadway-Komödie von David Mamet, renommierter Drehbuchschreiber und Pulitzer-Preisträger, wurde am Freitagabend im Forum Corneliusfeld aufgeführt.

Der bekannte Kabarettist und Schauspieler Jochen Busse gibt den Präsidenten Charles Smith, einen selten dämlichen Politiker. Er verleiht ihm die spontane Röte im Gesicht, wenn er sich aufregt, weil er wieder gewählt werden will — und nicht einmal sein pfiffiger Berater Archer Brown (René Heinersdorff) weiß, woher er das dafür nötige Geld bekommen soll.

Er ist kindlich verzagt in seiner Hilflosigkeit, steht stramm, wenn seine Frau Cathy am Telefon ist, weil sie beim Auszug aus dem Weißen Haus nach verlorener Wahl die Couch mitnehmen will. Die sie selbst — wenn auch auf Kosten des Steuerzahlers — neu beziehen ließ.

Er ist arrogant und kriecherisch zugleich, wenn der einzig verbleibende Lobbyist, der Vertreter des Verbandes der Truthahnzüchter (gespielt von Thomas Gimbel) auftritt und ihm für die Begnadigung zweier Truthähne am Thanks-Giving-Tag 50 000 Dollar zukommen lassen will. Da wittert der erste Mann im Staate plötzlich seine Chance, dreht auf, lässt die Puppen so richtig tanzen und das Publikum geht begeistert mit.

Als dann auch noch der Indianerhäuptling Dwight Grackle auf die Bühne kommt, weil er sich am Präsidenten für einen Fluch rächen will, ist die Gaudi perfekt. Der hatte ihm nämlich gewünscht, dass seine Frau von einem Walross gefressen werden soll.

André Beyer in der Rolle des Indianers macht daraus „von einem Truthahn gefressen“, was auch die Spieler auf der Bühne aus der Fassung bringt. „Menschen können auch von Truthähnen gefressen werden“, versucht Heinersdorff zu retten. „Aber nicht in diesem Stück!“ kontert Busse, und alle lachen Tränen.

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