Zu viele Gäste: Wirt von Haus Wirichs soll Bußgeld zahlen

An Karneval soll gegen Auflagen verstoßen worden sein.

St. Tönis. Rino Caruana ist sauer auf die Stadtverwaltung. Die hat dem langjährigen Wirt der Traditionsgaststätte „Haus Wirichs“ einen Bußgeldbescheid über 2000 Euro zugeschickt. Grund: An den Karnevalstagen im Februar sollen sich zu viele Gäste gleichzeitig im Lokal aufgehalten haben.

Nach dem Love-Parade-Unglück von 2010 waren die Sicherheitsauflagen für größere Menschenansammlungen verschärft worden. Während sich früher kein Mensch dafür interessierte, wie viele Gäste exakt zu Karneval durch die Wirichs-Tür marschierten, gab es nun die Auflage, maximal 200 Personen gleichzeitig einzulassen, sagt der Wirt.

„Mich erreichte das entsprechende Schreiben der Stadtverwaltung wenige Tage vor Altweiber“, berichtet Rino Caruana. Noch Mitte Januar habe es bei ihm eine Betriebsbesichtigung durch einen Mitarbeiter der Stadt gegeben, ohne dass von solchen Ordnungsverfügungen die Rede gewesen sei.

Insofern sei er völlig überrascht von der Regelung gewesen und habe kurzfristig um eine Unterredung mit Bürgermeister Thomas Goßen gebeten, erinnert sich der Gastwirt.

Einen Tag vor Altweiber setzten sich Caruana, Goßen und Ordnungsamtsleiter Wolfgang Schouten zusammen. Am Ende hatte der Wirt das Gefühl: Problem beseitigt! „Mir wurde eine unbürokratische Lösung versprochen“, sagt Rino Caruana. Im Gegenzug habe er zugesagt, das Personal entsprechend einzuweisen und ein Sicherheitsprotokoll zu erstellen.

Zudem sollten an die Gäste Einlassbänder verteilt werden, damit nicht mehr als 200 Gäste gleichzeitig im Haus sind — ein Verfahren, das übrigens auch im Mertenshof angewendet wurde.

Nach der theoretischen Besprechung im Rathaus folgte die närrische Praxis. Und die sah insbesondere am Tulpensonntag etwas anders aus. Am Ende des Karnevalszuges gab’s einen heftigen Regenguss mit Hagel, die Besucher erstürmten deshalb förmlich das Lokal, erinnert sich der Wirt.

Nach den tollen Tagen kam für ihn die große Ernüchterung: Die Stadt schrieb Caruana, er habe gegen sämtliche Sicherheitsauflagen verstoßen. Teils sollen mehr als 400 Personen gleichzeitig im Lokal gewesen sein. Folge: Der Haus-Wirichs-Chef soll zur Strafe besagte 2000 Euro bezahlen.

„Unbürokratische Hilfe sieht anders aus“, sagt Rino Caruana. Anders als die Stadt dies darstelle, habe er die Lage „jederzeit im Griff gehabt“. Seit 15 Jahren betreibe seine Familie das Lokal, nie habe es Ärger oder eine Schlägerei gegeben. Und nun werde man „abgestraft“. Er frage sich, wie man auf diese Weise überhaupt noch ein Traditionslokal führen könne. Unter diesen Umständen überlege er schon jetzt, Haus Wirichs an den Karnevalstagen 2013 geschlossen zu halten.

Und was sagt die Stadtverwaltung zu der ganzen Misere? Erst einmal — nichts. Nachdem auf Anfrage unserer Redaktion zunächst ein Rückruf von Wolfgang Schouten versprochen wurde, hieß es am späten Nachmittag: Der Ordnungsamtsleiter sei in diesem Fall gar nicht zuständig — und der zuständige Sachbearbeiter leider nicht mehr im Haus.

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