Brücke neben Bahnhof: 4000 Tonnen sind in Bewegung

Am Mittwoch fiel der Startschuss für ein Großprojekt an der Güterstraße.

Viersen. Um das Projekt an der Viersener Güterstraße in Gänze zu verstehen, wäre ein abgeschlossenes Ingenieur-Studium sicher nicht verkehrt. Aber die groben Zahlen beeindrucken auch den Laien: Mit Hilfe von drei Hydraulikzylindern bewegen Spezialisten seit Mittwoch ein Bauwerk mit einem Gewicht von 4000 Tonnen. Zum Vergleich: Ein Elefantenbulle bringt etwa fünf Tonnen auf die Waage.

Bis zum Abschluss des Brückeneinschubs neben dem Bahnhof müssen die Arbeiter einen Weg von etwa 45 Metern meistern. Als Schmiermittel soll Öl die Reibung so gering wie möglich halten. Dennoch: „Ein Meter dauert, mit Schweiß- und Bodenarbeiten, etwa sechs Stunden“, erklärt Bianca Kruse, Projektleiterin bei der Deutschen Bahn. Etwa zehn Tage sind veranschlagt. Gearbeitet wird Tag und Nacht in drei Schichten. Stück für Stück „frisst“ sich das mehr als 30 Meter lange, über 19 Meter breite und rund sieben Meter hohe Ungetüm im 90-Grad-Winkel in den Damm und unter die Schienen.

Mit dem Neubau verschwindet die Unterführung Güterstraße. Das gemeinsam von der Bahn und der Stadt Viersen finanzierte Bauwerk (rund 6,4 Millionen Euro) soll den Weg freimachen für den Lückenschluss zwischen Freiheits- und Krefelder Straße (siehe Info-Kasten).

Die Verantwortlichen sprechen von einer außergewöhnlichen Maßnahme, zu der die Bahn vor etwa zehn Jahren das letzte Mal gegriffen habe — in Krefeld. Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass Arbeiten bei laufendem Bahnbetrieb möglich sind. Nur wenn ein Zug gerade über den betroffenen Abschnitt rollt, wird das Pressen aus Sicherheitsgründen gestoppt. Bei der Alternative ohne ein zuvor fertiggestelltes Rahmenbauwerk wären Hilfsbrücken sowie Gleissperrungen an vielen Wochenenden nötig gewesen.

Zu Verzögerungen beim nun laufenden Einschub hatten unerwartete Grundwassermengen und der lange Winter geführt.

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